Studienarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Didaktik für das Fach Französisch - Literatur, Werke, Note: 2, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Romanisches Seminar), Veranstaltung: Deviante Genderstrukturen bei Balzac, Sprache: Deutsch, Abstract: Ist die Männlichkeit aufgrund der gesellschaftlichen Umstrukturierung vom Aussterben bedroht oder befindet sie sich in einer anhaltenden Krise? Anhand der Theorie „El examen de los ingenios para las sciencias“ von Juan Huarte de San Juan, werden die unterschiedlichen Geschlechtertypen näher beleuchtet. Im Vordergrund stehen dabei die beiden biologisch gegebenen Geschlechter von Mann und Frau, sowie das Dritte Geschlecht des Hermaphroditen bzw. des heutigen Transgender. Nachfolgend wird das Männlichkeitsideal der Antike, beginnend mit Adam und dessen Wandel hin zur Moderne im 19. Jahrhundert aufgezeigt. Dabei sollen vor allem die Aspekte von Homosexualität in der höfischen Gesellschaft, Verkleidungskult und sexuelle Rollenspiele, sowie der homosoziale Männerbund und deren exklusive Heterotope untersucht werden. Des Weiteren wird der Aufbruch der patriarchalen Struktur und die Umstrukturierung der Familie nach dem Tod des Vaters, sowie die Konsequenzen der Absenz des patrias potestas, eingehend untersucht und anhand von Beispielen aus den Werken Le Cousin Pons, Le Père Goriot und La fille aux yeux d’or belegt. Neben den ebenen genannten Untersuchungskriterien widmen wir uns anschließend dem inzestuösen und libidinösen Begehren der Vater- Tochter- Struktur im Père Goriot, sowie dem mimetischen Begehren. Im Zuge der fortlaufenden Progression von Biopolitik, der Emanzipation der Frau, kollektiver Integration von vermeintlich notwendigen und „gendergerechten“ Begrifflichkeiten in den alltäglichen Sprachgebrauch und dem gesellschaftlichen Lebenswandel, stellt sich die Frage inwieweit die Umstrukturierung der Geschlechterrollen von diesen Neuerungen beeinflusst werden. Bereits Siegmund Freund, der Begründer der Psychoanalyse, setzt sich in seiner Weiblichkeitstheorie mit der expliziten Frage nach „der Weiblichkeit und der kastrierten Sexualität der Frau“ auseinander. Gegenüber der anatomischen Entwicklung des Mädchens zur Frau stellt er den Entwicklungsprozess des Knaben zum Mann als eher geradlinig an. Den Heranreifungsprozess des Mädchens zur Frau sieht Freud als eher schwankenden und unstetigen Prozess. Aus dieser Feststellung resultieren zwei defizitäre Entwicklungen, die die biologisch gegebenen Geschlechter abgrenzen. Daher rück die Frage „Wann ist ein Mann ein Mann“ und „Wodurch konstituiert sich Männlichkeit überhaupt?“ immer weiter in den Fokus der sogenannten Men-Studies. Zu Überprüfen bleiben auch die Konsequenzen für das „Mannbild“.