Ein Blick in ein Lexikon der deutschen Literatur genügt: Dichterinnen bilden die Ausnahme. Dabei war Deutschland immer auch ein Land der Dichterinnen und Denkerinnen. Viele waren sogar sehr erfolgreich, doch irgendwann sind die meisten aus der Literaturgeschichte verschwunden.
Die Germanistin und
Theologin Katharina Herrmann macht in der Reclam-Neuerscheinung mit zwanzig inspirierenden Frauen…mehrEin Blick in ein Lexikon der deutschen Literatur genügt: Dichterinnen bilden die Ausnahme. Dabei war Deutschland immer auch ein Land der Dichterinnen und Denkerinnen. Viele waren sogar sehr erfolgreich, doch irgendwann sind die meisten aus der Literaturgeschichte verschwunden.
Die Germanistin und Theologin Katharina Herrmann macht in der Reclam-Neuerscheinung mit zwanzig inspirierenden Frauen aus der deutschen Literaturgeschichte über eine Zeitspanne von mehr als 250 Jahren bekannt. Darunter einige bekannte Namen, die dem Literaturfreund zumeist vertraut sind – wie Annette von Droste-Hülshoff, Ricarda Huch, Else Lasker-Schüler, Anna Seghers oder Marieluise Fleißer.
In ihrem ersten Porträt widmet sich Herrmann Luise Adelgunde Victorie Gottsched (1713-1762), die zwar im Schatten ihres bekannten Mannes stand, die jedoch als die Reformerin des deutschen Theaters gilt. Sophie von La Roche (1730-1807) war Deutschlands erste Erfolgsautorin, die auch eine Frauenzeitschrift herausgab. Die Romantikerin Karoline von Günderrode (1780-1806) behandelte in ihren Werken Themen wie die unerfüllte Liebe, die Rolle der Frau und die Faszination des Todes. Vicki Baum (1888-1960) war mit ihren Romanen eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen der Weimarer Republik, die bereits 1932 nach Amerika emigrierte. Die Lyrikerin Nelly Sachs (1891-1970), deren Stimme im Nachkriegsdeutschland lange Zeit nicht wahrgenommen wurde, erhielt 1966 den Literaturnobelpreis. Den Schlusspunkt bildet Mascha Kaléko (1907-1975), die mit ihren Gedich-ten, meist in Zeitungen veröffentlicht, große Erfolge in den 1930er Jahren feierte, ehe sie 1938 emigrierte.
In ihren Porträts setzt sich die Autorin stets mit den Schwierigkeiten auseinander, mit denen die Dichterinnen und Denkerinnen zu kämpfen hatten, um einen eigenen Beruf ausüben zu können oder kreativ zu sein. Jedes Porträt ist dabei für sich allein lesbar und wird durch eine farbige, ganzseitige Illustration von Tanja Kischel ergänzt. Damit ist der Reclam-Band ein bibliophiles Schätzchen.