Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 2,0, Universität Regensburg (Germanistik), Veranstaltung: Nibelungenlied-Interpretation als methodenkritisches Paradigma, Sprache: Deutsch, Abstract: In der vorliegenden Arbeit sollen anhand einer Aventiure des Nibelungenlieds drei Forschungsansätze vorgestellt und anschließend methodenkritisch auf ihre Anwendbarkeit und ihre Grenzen hin untersucht werden. Es wurde die 17. Aventiure ausgewählt, da sich hier in der Figur der Kriemhild ein tiefgreifender Wandel vollzieht, der aus mehreren methodischen Blickwinkeln erläutert und interpretiert werden kann. Wegen der starken Präsenz der Öffentlichkeit wurde als erstes die sozialgeschichtliche Methode gewählt, mit der sich gut die Trauergemeinde, das Trauerverhalten Kriemhilds, der Beginn ihres machtpolitischen Denkens und die Gegensätze zwischen höfischer und heldenhafter Epik betrachten ließen. Da in dieser Aventiure Kriemhild selten alleine auftritt, sondern meist eng in eine Gruppe, welcher Art auch immer, integriert ist, bot sich hier der Übergang zur mentalitätsgeschichtlichen Methode an. Die übermäßige Trauer um den ermordeten Siegfried, zu dessen Begräbnis zahlreiche Messen mit Geistlichen gehalten werden, lässt auf die Interpretation mittels der geistesgeschichtlichen Methode schließen, die hier in Kontrast zur sozial- bzw. mentalitätsgeschichtlichen Methode gestellt werden soll. Im Anschluss daran wird die Person der Kriemhild aus genderspezifischen Blickwinkeln betrachtet, die sich über das weibliche Wissen und die weibliche Gewalt am besten beschreiben lassen. Bezeichnend für das Ergebnis der verschiedenen Methoden ist die Gemeinsamkeit, dass sich Kriemhilds Verhalten mit einer Normtransgression auf allen Ebenen beschreiben lässt, und darüber die Intention des Textes deutlich wird. Sei es nun die unmäßige Trauer, die zu einer unmäßigen Rache führt, oder die unsagbaren Provokationen ihrer Brüder und Hagen und der damit verbunden Entmachtung. Als dritte Methode wird die Dekonstruktion nach Müller und Haug vorgestellt und anhand des neuen Konzepts der Individualität, die sich zwischen Innerem und Äußerem, zwischen Persönlichkeit und Rolle ergibt, die Entwicklung Kriemhilds aus dem dekonstruktivistischen Blickwinkel betrachtet.