In kaum einem Bereich spuken so viele Irrtümer herum wie in der Ökonomie. Zudem sind sie so weit verbreitet, dass sie als gültige Lehrmeinung angesehen werden. Themen wie staatliche Zinsmanipulation, Sparen, Inflation, Mindestlöhne oder Branchenrettung, wie die der Banken, sind aktueller und missverstandener denn je. Deshalb ist es wichtig zu wissen, was wirklich hinter den Begriffen steckt, wie sie zusammenwirken und welche praktischen Folgen (staatliche) Eingriffe haben. Niemand könnte ein Verständnis wirtschaftlicher Grundlagen besser vermitteln als Henry Hazlitt. Als einer der ganz Großen der Österreichischen Schule wird er in einem Atemzug mit Mises, Hayek und Rothbard genannt. Seine Begabung für elegante, populäre Darstellungen wirtschaftlicher Zusammenhänge haben dieses Buch entstehen lassen. In 24 kurzweiligen Kapiteln vermittelt er sein umfassendes Wissen, von Steuern über die Idee der Vollbeschäftigung bis zu Preisen und Inflation. Die 24 wichtigsten Regeln der Wirtschaft, ein Klassiker der Ökonomie jetzt auf Deutsch und heute noch so aktuell wie zur Erstveröffentlichung 1946.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.07.2014Grundlagenkenntnisse
Zur Übersetzung eines älteren Bestsellers
Henry Hazlitt hatte 1946 erstmalig das Buch "Economics in One Lesson" publiziert. Es hat mehr als eine Million Käufer gefunden und ist in Amerika eines der populärsten Wirtschaftsbücher. Wie Thorsten Polleit in seinem Geleitwort zur deutschen Ausgabe schreibt, war Hazlitt kein ausgebildeter Wirtschaftswissenschaftler, sondern Journalist und dem Ziel der Allgemeinverständlichkeit für Leser ohne Vorkenntnisse verpflichtet. Hazlitt ist unter anderem von Bastiat und Mises inspiriert. Mises hatte die Erstauflage durchgesehen. Das Buch besteht aus drei Teilen, wobei der erste Teil Zielsetzung und Grundgedanken erläutert, der dritte Teil zusammenfasst und die 24 Kapitel und Beispiele des zweiten Teils die Grundgedanken auf wirtschaftliche Probleme, wie Agrarmarkt, Mindestlöhne, Preissystem, Vollbeschäftigung oder Zölle, anwenden.
Hazlitts Buch ist im Kern eine Verteidigung der freien Marktwirtschaft gegen Staatseingriffe. Den typischen Fehler staatlicher Eingriffe in den Markt sieht er darin, dass kurzfristige (positive) Folgen für bestimmte Partikularinteressen überbewertet und langfristige (negative) Folgen für die Volkswirtschaft unterbewertet werden. Damit hatte Hazlitt schon 1946 einen großen Teil dessen vorweg genommen, was erst später als ökonomische Theorie der Politik entwickelt wurde. Allerdings geht es Hazlitt weniger um die Analyse der politischen Gründe für Staatseingriffe als um die Feststellung von deren negativen Folgen. Das Kapitel über Staatskredite als Weichensteller kann man heute kaum lesen, ohne an die amerikanische Finanzmarktkrise von 2008 und die davor liegenden Probleme auf dem Wohnungsmarkt und die unglückliche Rolle von letztlich staatlich garantierten Krediten und Hypotheken zu denken.
Hazlitt kann natürlich keine Kreditverbriefungen und Verbriefungskaskaden analysieren, die bei der Entstehung der Krise eine Rolle spielten, aber dass die Politiker im Bewusstsein der Gefahren ihrer Eingriffe gehandelt haben, kann man nicht behaupten. Weil der Anspruch des Buches in Allgemeinverständlichkeit besteht, soll am Beispiel der Schutzzölle mit einem Zitat die Klarheit von Hazlitts Denken illustriert werden: "Der Zoll vergrößert die Wirtschaftszweige, in denen ein Land relativ unproduktiv arbeitet, und lässt diejenigen schrumpfen, in denen das Land vergleichsweise leistungsfähig ist." Natürlich kann man unter besonderen Bedingungen und durch den Übergang von einer statischen zu einer dynamischen Analyse zu anderen und komplizierteren Schlussfolgerungen kommen. Trotzdem wäre viel gewonnen, wenn politische Entscheidungen grundsätzlich wenigstens auf diesem Erkenntnisstand gegründet wären.
Das Buch hält in Bezug auf die Allgemeinverständlichkeit, was es verspricht. Ökonomen müssen es nicht lesen, aber anderen Sozialwissenschaftlern und Politikern würde es einen guten ersten Einblick in das ökonomische Denken vermitteln, wie es von den Klassikern begründet und von den sogenannten "Österreichern" weiterentwickelt wurde. Der Leser bekommt durch die Lektüre ein gutes Gespür für die mit Staatseingriffen in den Markt, also mit Preis- und Anreizverzerrungen, verbundenen Risiken. Dem Leser drängt sich der Verdacht der Unvermeidbarkeit des Staatsversagens auf. Dass es auch Marktversagen geben kann und staatliche Eingriffe gerechtfertigt sein können, wird von Hazlitt zwar nicht bestritten, aber am deutlichsten auf sicherheitspolitische Probleme bezogen. Das war 1946 vermutlich plausibler als heute. An vielen Stellen, etwa unter der Überschrift "Angriff auf das Sparen", wird klar, dass Hazlitt Keynes' Lehren grundsätzlich ablehnt. Bei Hazlitt kann Sparen schon deshalb kein Problem werden, weil bei ihm Gespartes so gut wie immer ganz investiert wird. Aber Hazlitt wollte eine Einführung für Laien schreiben, keine immer noch andauernden, sogar gerade wieder auflebenden Kontroversen unter Ökonomen darstellen.
ERICH WEEDE
Henry Hazlitt: Die 24 wichtigsten Regeln der Wirtschaft. FinanzBuch Verlag, München 2014, 260 Seiten, 24,99 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Henry Hazlitt hatte 1946 erstmalig das Buch "Economics in One Lesson" publiziert. Es hat mehr als eine Million Käufer gefunden und ist in Amerika eines der populärsten Wirtschaftsbücher. Wie Thorsten Polleit in seinem Geleitwort zur deutschen Ausgabe schreibt, war Hazlitt kein ausgebildeter Wirtschaftswissenschaftler, sondern Journalist und dem Ziel der Allgemeinverständlichkeit für Leser ohne Vorkenntnisse verpflichtet. Hazlitt ist unter anderem von Bastiat und Mises inspiriert. Mises hatte die Erstauflage durchgesehen. Das Buch besteht aus drei Teilen, wobei der erste Teil Zielsetzung und Grundgedanken erläutert, der dritte Teil zusammenfasst und die 24 Kapitel und Beispiele des zweiten Teils die Grundgedanken auf wirtschaftliche Probleme, wie Agrarmarkt, Mindestlöhne, Preissystem, Vollbeschäftigung oder Zölle, anwenden.
Hazlitts Buch ist im Kern eine Verteidigung der freien Marktwirtschaft gegen Staatseingriffe. Den typischen Fehler staatlicher Eingriffe in den Markt sieht er darin, dass kurzfristige (positive) Folgen für bestimmte Partikularinteressen überbewertet und langfristige (negative) Folgen für die Volkswirtschaft unterbewertet werden. Damit hatte Hazlitt schon 1946 einen großen Teil dessen vorweg genommen, was erst später als ökonomische Theorie der Politik entwickelt wurde. Allerdings geht es Hazlitt weniger um die Analyse der politischen Gründe für Staatseingriffe als um die Feststellung von deren negativen Folgen. Das Kapitel über Staatskredite als Weichensteller kann man heute kaum lesen, ohne an die amerikanische Finanzmarktkrise von 2008 und die davor liegenden Probleme auf dem Wohnungsmarkt und die unglückliche Rolle von letztlich staatlich garantierten Krediten und Hypotheken zu denken.
Hazlitt kann natürlich keine Kreditverbriefungen und Verbriefungskaskaden analysieren, die bei der Entstehung der Krise eine Rolle spielten, aber dass die Politiker im Bewusstsein der Gefahren ihrer Eingriffe gehandelt haben, kann man nicht behaupten. Weil der Anspruch des Buches in Allgemeinverständlichkeit besteht, soll am Beispiel der Schutzzölle mit einem Zitat die Klarheit von Hazlitts Denken illustriert werden: "Der Zoll vergrößert die Wirtschaftszweige, in denen ein Land relativ unproduktiv arbeitet, und lässt diejenigen schrumpfen, in denen das Land vergleichsweise leistungsfähig ist." Natürlich kann man unter besonderen Bedingungen und durch den Übergang von einer statischen zu einer dynamischen Analyse zu anderen und komplizierteren Schlussfolgerungen kommen. Trotzdem wäre viel gewonnen, wenn politische Entscheidungen grundsätzlich wenigstens auf diesem Erkenntnisstand gegründet wären.
Das Buch hält in Bezug auf die Allgemeinverständlichkeit, was es verspricht. Ökonomen müssen es nicht lesen, aber anderen Sozialwissenschaftlern und Politikern würde es einen guten ersten Einblick in das ökonomische Denken vermitteln, wie es von den Klassikern begründet und von den sogenannten "Österreichern" weiterentwickelt wurde. Der Leser bekommt durch die Lektüre ein gutes Gespür für die mit Staatseingriffen in den Markt, also mit Preis- und Anreizverzerrungen, verbundenen Risiken. Dem Leser drängt sich der Verdacht der Unvermeidbarkeit des Staatsversagens auf. Dass es auch Marktversagen geben kann und staatliche Eingriffe gerechtfertigt sein können, wird von Hazlitt zwar nicht bestritten, aber am deutlichsten auf sicherheitspolitische Probleme bezogen. Das war 1946 vermutlich plausibler als heute. An vielen Stellen, etwa unter der Überschrift "Angriff auf das Sparen", wird klar, dass Hazlitt Keynes' Lehren grundsätzlich ablehnt. Bei Hazlitt kann Sparen schon deshalb kein Problem werden, weil bei ihm Gespartes so gut wie immer ganz investiert wird. Aber Hazlitt wollte eine Einführung für Laien schreiben, keine immer noch andauernden, sogar gerade wieder auflebenden Kontroversen unter Ökonomen darstellen.
ERICH WEEDE
Henry Hazlitt: Die 24 wichtigsten Regeln der Wirtschaft. FinanzBuch Verlag, München 2014, 260 Seiten, 24,99 Euro
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