Rettet die Demokratie!
Erst im Epilog auf Seite 157 fordert der frühere Schachweltmeister Kasparow, dass wir die Demokraten der Welt zusammenstehen. Er wird im Dank auch nochmal erwähnt. Wer einen Schachweltmeister erwähnt, kann ja nur ein gutes Buch schreiben.
Auf Seite 33 beschreibt die
Autorin die Vorstellung in den 90er Jahren, als Russland und China ihre Märkte öffneten: „Man ging wie…mehrRettet die Demokratie!
Erst im Epilog auf Seite 157 fordert der frühere Schachweltmeister Kasparow, dass wir die Demokraten der Welt zusammenstehen. Er wird im Dank auch nochmal erwähnt. Wer einen Schachweltmeister erwähnt, kann ja nur ein gutes Buch schreiben.
Auf Seite 33 beschreibt die Autorin die Vorstellung in den 90er Jahren, als Russland und China ihre Märkte öffneten: „Man ging wie selbstverständlich davon aus, dass sich Demokratie und freiheitliches Gedankengut in einer offeneren und vernetzteren Welt einfach in den autokratischen Staaten verbreiten würde. Niemand konnte sich vorstellen, dass stattdessen die Autokratie und ihr Gedankengut in die demokratische Welt vordringen könnte.“
Putin wusste nämlich, dass die Wirtschaft im Ausland gerne „nichtfreiheitliche Systeme“ aufbaut (39), weil sich so mehr Geld verdienen lässt. Letzteres ist das Hauptziel Nummer eins der Autokraten. Nicht nur Russland und Putin, auch Chavez im ölreichen Venezuela gelten als Beispiel. Demokratische Kontrollen wurden beseitigt, Bestechung und Diebstahl wird Tür und Tor geöffnet.
Ferner wird die öffentliche Meinung beeinflusst. Fake News werden über Nachrichtenagenturen oder im Internet verbreitet, wie es gerade passt. Und selbst wenn der Faktencheck etwas richtig stellt, irgendetwas bleibt immer hängen.
Im nächsten Kapitel, das „ein neues Betriebssystem“ heißt, geht es um den Kampf gegen die Menschenrechte. Anstatt auf deren universelle Einhaltung zu pochen, vereinbaren die Autokraten eine Nichteinmischung in innere Angelegenheiten. China kann also die Uiguren verfolgen, die – obwohl türkischstämmig – selbst im Exil in der Türkei vor chinesischer Verfolger nicht sicher sind.
Und wenn es doch einmal eine Opposition im Land gibt, werden deren Anführer nicht wie früher ermordet, sondern ihre Glaubwürdigkeit wird untergraben. Haltlose Behauptungen wie Bestechungen werden geschürt und etwas bleibt schon hängen.
Wie für ein gutes Buch üblich entlässt es uns nicht ohne Handlungsempfehlungen. Eine Art Zusammenfassung findet sich auf S.162: [Es] „suchen einige Autokratien – zum Beispiel VAE, Saudi-Arabien, Singapur oder Vietnam – die Zusammenarbeit mit der demokratischen Welt. […] Dagegen haben einige Demokratien – die Türkei, Israel, Ungarn, Indien oder die Philippinen – gewählte Oberhäupter, die kein besonderes Interesse am Schutz der Menschenrechte zeigen.“
Ein kluges Buch, das volle 5 Sterne verdient hat.