Abseits der klassischen Hochburgen der bundesdeutschen 68er-Bewegung artikulierte sich an der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn der Protest gegen die damaligen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse auf eine zuweilen defensive, aber nicht minder wortgewaltige Art. Die Missstände in der psychiatrischen Versorgung waren der wichtigste Angriffspunkt an der Gesellschaft. Darüber hinaus gab es weitere Anlässe für Kritik: Konflikte mit Professoren, Diskussionen um bessere Studienbedingungen und die Demokratisierung der Hochschulen erlauben Einblicke in das Lebensgefühl der Studentengeneration. Berufsverbote für politisch linke Ärzte, die Bewertung von Drogenkonsum und Industrieforschung an der Universität sowie die »Pille« als sexuelles Revolutionsmittel ermöglichen einen detaillierten medizinspezifischen Blick auf eine lokal und fachlich eng definierte Studentenklientel, die sich den damaligen Umwälzungen und radikalen Infragestellungen der bestehenden gesellschaftlichen und politischen Ordnungen nicht entziehen konnte und wollte.
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