Die romanistische Forschung hat bisher vernachlässigt, dass die Lyrik der frühen Avantgarde in einem geistigen Kontext entstanden ist, für den das Interesse am sogenannten 'primitiven' oder auch 'mythischen' Denken kennzeichnend ist. Die These der Arbeit lautet, dass dieser primitivistische Diskurs auch in den ästhetischen Überlegungen und Verfahren Apollinaires aufscheint, diese maßgeblich prägt und zum Teil von ihnen auch reflektiert und diagnostiziert wird. Wesentliches Ziel der Arbeit ist daher die umfassende Neubetrachtung der ästhetischen Ansichten und lyrischen Verfahren Guillaume Apollinaires und der mit ihm bekannten Dichter Blaise Cendrars, Pierre Reverdy, Ardengo Soffici und Filippo Tommaso Marinetti. Der Diskurs liefert gleichsam das Werkzeug für die Analyse: Den Schwerpunkt bildet daher das Konzept des mythischen Denkens, das Ernst Cassirer in seinem 1925 erschienenem Band Das mythische Denken entwickelte. Die Arbeit möchte nicht nur einen bisher wenig beachteten Aspekt in Apollinaires Schaffen beleuchten, sondern durch die Einbettung in einen größeren Zusammenhang auch eine neue Perspektive auf die frühe Avantgarde überhaupt eröffnen.
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