Ein raffinierter Mix aus historischen Fakten und Fiktion, mit viel Charme verpackt.
Was für ein toller Ritt durch die letzten einhundert Jahre doch dieses Buch ist. Amüsant, skurril, voller Charme. Und auf das Genaueste recherchiert!
Claudia Hendl strotzt nicht gerade vor Selbstbewusstsein.
Ihr Äußeres findet sie unattraktiv, ihrem Intellekt traut sie auch nicht viel zu, was sie ihrer…mehrEin raffinierter Mix aus historischen Fakten und Fiktion, mit viel Charme verpackt.
Was für ein toller Ritt durch die letzten einhundert Jahre doch dieses Buch ist. Amüsant, skurril, voller Charme. Und auf das Genaueste recherchiert!
Claudia Hendl strotzt nicht gerade vor Selbstbewusstsein. Ihr Äußeres findet sie unattraktiv, ihrem Intellekt traut sie auch nicht viel zu, was sie ihrer Deutschlehrerin von damals zuschreibt. Denn immer diese Aufsätze nach dem Ferienende … Sie jobt im Wirtshaus ihrer Eltern, das seit dem siebzehnten Jahrhundert von Mutter zu Mutter weitergegeben wurde, also wird wahrscheinlich auch Claudia in diesen Genuss kommen, denkt sie sich.
Ihr ganzes Leben ändert sich, als plötzlich eine alte Dame in der Wirtschaft auftaucht. Johanna Fialla. Sie trinkt und isst jeden Tag das selbe, und vom ersten Tag an lässt sie sich immer an den gleichen Tisch „geleiten“. Mantel und Hut müssen ihr abgenommen werden, denn die Dame, die sich ziemlich herrschaftlich gibt, ist niemand anderes als die Enkelin von Kornprinz Rudolf - der sei nämlich damals in Mayerling gar nicht gestorben, alles nur fingiert. Sie ist somit die Urenkelin der Kaiserin Elisabeth und des Kaisers Franz Joseph.
Johanna erzählt nun Claudia ihre komplette Lebensgeschichte. Die Worte werden am Smartphone aufgezeichnet, Claudia tippt sie ab, die Chance, diese Geschichte als Buch zu veröffentlichen, ist riesengroß. Auch ihre ehemalige Schulfreundin, die in einem Verlag arbeitet, wittert eine Sensation. Also wird erzählt und getippt und gesprochen. Vom Hofe, über viele historische Personen, aber vor allem von Frau Fiallas Leben, das sich 90 Jahre lang über die Zeitgeschichte spannt und tiefe Einblicke in die Gesellschaft dieser Zeit gibt. Auch berichtet sie viel Privates. Vor allem mit der Wahl ihrer Männer hatte sich nicht immer so ein gutes Händchen. Diese waren allesamt … naja … Männer eben, wie sie halt so sein können und nicht wie sie sein soll(t)en.
Claudia zweifelt natürlich an den Ausführungen, doch es bedarf nur einiger Clicks im Internet, um all die erzählten Details bestätigt zu bekommen. Also was steckt wirklich dahinter?
Ist Frau Fialla einfach nur eine alte, resolute Dame, die das Leben gezeichnet, teilweise verbittert hat, und nur ein wenig Fantasie das triste Leben lebenswerter macht? Was machen Hoffnungen und Wünsche mit Menschen? Können die gebauten Luftschlösser einmal der langersehnte Palast werden?
Mit viel Charme, österreichisch geprägten Ausdrücken und Wortspielen überzeugt Diwiak mit diesem herrlich konstruierten Roman voller historischer Begebenheiten und fiktionalen Freiheiten. So wie Frau Fialla alles erzählt hätte es durchaus sein können. Warum auch nicht, und wer weiß? Obwohl die Autorin am Ende schon zugibt, die künstlerische Freiheit ziemlich ausgelebt zu haben.
Der Roman beinhaltet eine spannende Adaption der Tragödie von Mayerling. Verschwörungstheorien gibt es derer viele. Diese hier klingt, wenn es denn eine wäre, plausibel.
Sehr gerne gebe ich eine ganz große Leseempfehlung für diesen raffinierten Mix aus historischen Fakten und Fiktion.