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Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
© Perlentaucher Medien GmbH
Orte bergen und verbergen Geschichten, sind utopisch-verlockend oder verrufen, umstritten, mythisch-unfassbar oder unerfasst. Der Sozialgeograph Alastair Bonnett begibt sich in psychogeographischen Stadtwanderungen auf Wiederverzauberung bestimmter Gegenden. In seinem Buch definiert, abstrahiert und belebt er Alltagsorte neu und plädiert für eine ökologische Neuvermessung der Stadt. Er porträtiert kapitalistische Stadtkonzepte wie die "Helikopterstadt" von São Paulo als Parallelstadt der auf Wolkenkratzern anlandenden Reichen, den "Angehörigen der Helikopterklasse", die dem Straßenstau hienieden entfliehen, oder die "bodenlose Stadt" Hongkong, deren Symbol einer bodenlosen Infrastruktur im Konsumlabyrinth die Rolltreppen seien. Dem Versprechen der Ultraverdichtung stellt er Projekte wie die "Helsinki Harvest Map" über wildwachsende Nahrungsmittel entgegen und bepflanzt als Guerilla-Gärtner Verkehrsinseln mit Erdbeeren. Im Buch sinniert er über philosophische und rechtlich strittige Fragen wie "Was ist eine Insel?" oder Begriffe wie Nation und Staat, die in Spielarten wie Mikronationen oder dem Souveränen Malteserorden herausgefordert werden. Bonnetts Lieblingsorte oszillieren zwischen Mystik, Utopie und Ruinenliebe. So wandelt er auf den Spuren von "Boy's village", einem Feriencamp aus dem Jahr 1925 für Jungen aus walisischen Kohlerevieren, oder des Drehorts des unvollendeten Films über die Sowjetzeit "Dau". Zwischen Macht und Selbstverleugnung stellt er Orte und Unorte vor wie Militärstützpunkte oder Reichenhochburgen. Von Street View unbeachtete Nischen des Analogen findet er paradoxerweise sowohl bei den Superreichen im kalifornischen "Hidden Hills" wie in indischen Slums, weshalb Nichtregierungsorganisationen wie "Missing Maps" Letztere zwecks ihrer Ermächtigung kartographieren: So entwirft Bonnett eine kluge Geschichte der Alltagsorte "von unten" und der Rückeroberung des öffentlichen Raums.
sg
"Die allerseltsamsten Orte der Welt. Aufsteigende Inseln, bodenlose Städte, abseitige Paradiese" von Alastair Bonnett. Verlag C.H.Beck, München 2019. 268 Seiten, elf Abbildungen. Gebunden, 19,95 Euro.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung
"Lehrreich, aber nicht belehrend führt Bonnett durch geographische Kuriositäten und zeigt, dass das Entdecken nie aufhört."
Passauer Neue Presse
"Dieses Buch ist die reine Freude!"
Wiener Zeitung, Edwin Baumgartner
"Allerseltsamst. Wissenschaftlich UND fantastisch."
Kurier Wien, Peter Pisa
"Bonnett will mit seinem Buch zum Wandern und Wundern einladen."
Süddeutsche Zeitung, Jochen Temsch
"Ein Buch für alle, die diese Welt besser kennenlernen möchten und Lust haben auf eine kleine Entdeckungsreise vom Nord- bis zum Südpol, von den Philippinen bis zu den dunklen Geheimnissen des Kongo."
hr2 Kultur, Mario Scalla
"Lebendig und locker erzählte Ortsbeschreibungen und Reflexionen (...) eine Aufforderung, selbst loszugehen, zu fragen, mit offenen Augen der eigenenNeugier zu folgen."
Deutschlandfunk Kultur, Günther Wessel