Putsch in Chile
Die Autorin berichtet über die dramatischen Ereignisse während des Militärputsches durch Pinochet in Chile. Um diese Tage begreifbar und für mich, für die dies nur als historisches Datum kennt, erlebbar zu machen, erzählt sie die Geschichte der Familie Amato. Die Familie Amato
besitzt eine Strumpffabrik in Chile. Sie sind wohlhabend. Sergio, der Sohn und Erbe, interessiert sich…mehrPutsch in Chile
Die Autorin berichtet über die dramatischen Ereignisse während des Militärputsches durch Pinochet in Chile. Um diese Tage begreifbar und für mich, für die dies nur als historisches Datum kennt, erlebbar zu machen, erzählt sie die Geschichte der Familie Amato. Die Familie Amato besitzt eine Strumpffabrik in Chile. Sie sind wohlhabend. Sergio, der Sohn und Erbe, interessiert sich nicht für die Fabrik und will das Leben genießen. Teresa würde die Verantwortung für den Betrieb gerne übernehmen. Leider ist die eine Frau. Amelia, die älteste , will mit den Privilegien der Familie nichts zu tun haben. Sie setzt ich für die Rechte der armen Landbevölkerung ein. Sie macht aus ihrer linken Gesinnung kein Geheimnis. Als Pinochet putscht, ist sie zwar über die Ereignisse entsetzt, glaubt sich selbst aber nicht in Gefahr.. Als sie an ihren Arbeitsplatz will, wird sie verhaftet und die Hölle auf Erden beginnt.
Die ersten Seiten des Buches waren eine Herausforderung für mich, weil mich die Autorin im Schnelldurchlauf zu den wesentlichen Ereignissen bringt. Keine der Personen war bis zu diesem Zeitpunkt für mich wirklich greifbar und ich konnte keine Beziehung aufbauen.
Der Putsch und die Verhaftung von Amelia haben mich völlig unvorbereitet getroffen. Die folgenden Seiten bescheren mir ein einziges Gefühlschaos - Hilflosigkeit, Fassungslosigkeit, Wut, Trauer, eine alles verschlingende Panik und immer wieder enttäuschte Hoffnung. Die Tage nach dem Putsch müssen für den Großteil der Bevölkerung die Hölle gewesen sein. Die neue Regierung beginnt sofort mit einer Säuberungswelle, verhaftet mögliche Regimegegner. Das alles hat mich stark an die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten erinnert. Amelia wird nach ihrer Verhaftung interniert und misshandelt. Durch einen glücklichen Umstand gelingt ihr die Flucht und sie kann sich in die kubanische Botschaft retten. Eigentlich müsste man in einer Botschaft sicher sein. Doch was kümmert die Putschisten internationales Recht. Die Botschaft wird unter Beschuss genommen. Die Zustände drinnen spotten jeder Beschreibung. Letzten Endes bleibt für Amelia nur das Exil. Zurück bleibt eine Familie, die die Tochter verloren hat und ein traumatisierter Ehemann. Jeder Beteiligter ist gezwungen, sein Leben neu zu gestalten und mit dem Verlust zu leben.
Ich war schockiert über die Ereignisse, die mir in dieser Brutalität nicht bekannt waren. Man kann die seelischen Leiden der Verfolgten nur erahnen, trotz der eindringlichen Darstellung der Autorin. Mich hat das Buch aufgewühlt, weil es ein entlarvendes Schlaglicht darauf wirft, was Diktatur bedeutet und genau das macht es lesenswert.