Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Pädagogik - Kunstpädagogik, Note: 1,0, Universität Augsburg, Veranstaltung: Werkanalyse Mimik - Gestik, Sprache: Deutsch, Abstract: "Fleurs du mal" lautete der Titel der Ausstellung von Hanna Nitsch, die dieses Jahr zuerst in der Kunstvereinigung Diepenheim (NL) und in veränderter Form anschließend im Kunstverein Augsburg zu sehen war. Eine blühende Orchidee, bei deren Betrachtung erst auf den zweiten Blick auffällt, dass ihr Stängel mit Rosendornen besetzt ist, stellt eine witzartige Verbildlichung des Titels dar. Der Gedichtzyklus von Baudelaire ist der eigentliche Namensgeber. Als ich mir die vielseitige Ausstellung im Augsburger Holbeinhaus im Juli anschaute, waren es vor allem die vier großformatigen Porträts im Obergeschoss, die mich sofort in ihren Bann zogen. Die Serie "Cäcilia I-IV" entstand 2010 und befindet sich nun in Privatbesitz. Cäcilia ist Hanna Nitschs älteste Tochter; als die Serie entstand war sie gerade 12 Jahre alt. Die Arbeiten sind mit Tusche auf Papier gemalt und jeweils 197 x 150 cm groß. Sie hingen ungerahmt, nur an Clips befestigt im Raum. Was mich an ihnen sofort faszinierte, war der Kontrast. Nach dem Motto "Fleurs du mal" zogen mich die wunderschönen Porträts einerseits aufgrund der realistischen Malweise und grellen Farbigkeit an, andererseits wirkten sie auch brutal, abschreckend und verstörend. Das Mädchen verfolgte jeden Besucher mit ihren kühlen, durchdringenden Blicken durch den gesamten Raum. Trotzdem sah sie auf einem der Bilder kindlich unschuldig, auf einem anderen verführerisch lieblich aus. Ihre gesamte Ausstrahlung war ambivalent. Gustav Graber definierte "Ambivalenz" 1924 als: "die aus der Spaltung der Psyche in zwei Funktionstendenzen mit meist gegensätzlichem Charakter entstandene doppelte Wertung der Objektwelt, speziell des Menschen." Und diese doppelte Wertung Cäcilias soll in der vorliegenden Arbeit untersucht werden: Durch welche bildnerischen Mittel entsteht sie? Wie kann man die erkennbaren Typen genau definieren? Die populäre Seite des kindlichen Wesens ist bezaubernd süß, unschuldig und liebenswert. Doch wer kennt den Ausspruch "Kinder können grausam sein" nicht? "Regellos, unberechenbar, zerstörerisch" sind Eigenschaften, die höchstens zwischen Eltern, Pädagogen oder Psychologen besprochen werden. Zu diesem Typ gehört auch das Bild des Verführer-Kindes, welches insbesondere durch die Figur der "Lolita" in Nabokovs gleichnamigen Roman verkörpert wird. Aufgrund der Parallelen zu Cäcilia soll es gesondert betrachtet werden.
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