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Wie die Bush-Administration die Weltöffentlichkeit systematisch durch Fehlinformationen manipulierte
Das Thema beschäftigt die Welt auch nach fünf Jahren und kurz vor dem Ende der Ära Bush noch immer: der Krieg gegen den Irak und die damit verbundene Frage, inwieweit die Bush-Administration nicht nur die eigene, sondern die Weltöffentlichkeit wenn nicht durch Fehlinformationen belogen, so doch zumindest systematisch manipuliert habe. Erst vor wenigen Wochen fügte der langjährige Sprecher und enge Vertraute des Präsidenten, Scott McClellan, der langen Liste von Veröffentlichungen zum Irak-Krieg einen weiteren spannenden Beitrag in Form seiner Memoiren hinzu, in denen er mit der Politik des Präsidenten abrechnet und ihm vorwirft, die Öffentlichkeit vor dem Einmarsch der amerikanischen Truppen in die Irre geführt zu haben. McClellan bezichtigt den Präsidenten zwar nicht direkt der Lüge, er hält ihm aber vor, die Krise so gesteuert zu haben, dass der Krieg am Ende auch für die Öffentlichkeit als einzige machbare Option übrigblieb. Bei der im Sommer 2002 von Mitarbeitern des Präsidenten erarbeiteten Strategie ging es einzig darum, den Krieg aggressiv zu verkaufen und Informationen im Interesse des Präsidenten zu manipulieren. Zudem seien die Medien zu gutgläubig und zu wenig kritisch gewesen.
Eben um diese Fragen und Vorwürfe kreisen die Beiträge im vorliegenden Sammelband. Die Verfasser gehen dabei zunächst von der Grundthese aus, dass die (Welt-)Öffentlichkeit im Falle des IrakKrieges (trotz Ablehnung durch große Mehrheiten in nahezu allen Staaten) nicht in der Lage war, die Vereinigten Staaten von ihrem Vorhaben abzubringen, umgekehrt jedoch die Regierung in Washington es verstand, die öffentliche Meinung im eigenen Lande erfolgreich auf den Krieg hinzusteuern. Untersucht werden Voraussetzungen und Bedingungen, unter denen diese Prozesse ablaufen, sowie die strategischen und taktischen Maßnahmen der Regierung, mit denen diese versuchte, als Gegner identifizierte fremde Länder vor der eigenen Öffentlichkeit negativ darzustellen. Der Reiz dieser Studie liegt daher sicherlich darin, dass sie nicht allein die hinlänglich bekannten inneramerikanischen Informationskampagnen und Medienmanipulationen einmal mehr aufrollt, sondern dass sie am Beispiel Deutschlands auch zeigt, wie es der Administration gelang, solche Staaten für die eigenen Zwecke zu dämonisieren und damit zusätzliche Unterstützung in der Gesellschaft für ihr Handeln zu generieren. Fragwürdig ist dabei allerdings die These, dass es der deutschen "öffentlichen Diplomatie" nicht gelungen sei, "ihre Argumente gegen den Irak-Krieg in den Medien in einem Maße präsent zu machen, das nötig gewesen wäre, um Opposition in der amerikanischen Öffentlichkeit zu erzeugen". Eine solche These impliziert nämlich, dass diese insgesamt zu zaghaft vorgetragen worden seien. Wer aber weiß, wie die amerikanische Gesellschaft funktioniert, der weiß auch, dass sie sich selbst von einer stärker in die Öffentlichkeit hineingetragenen Kritik in der entscheidenden Phase wohl kaum von ihrer Unterstützung für die Administration hätte abbringen lassen.
STEFAN FRÖHLICH
Thomas Jäger/Henrike Viehrig (Herausgeber): Die amerikanische Regierung gegen die Weltöffentlichkeit? Theoretische und empirische Analysen der Public Diplomacy zum Irakkrieg. VS-Verlag, Wiesbaden 2008. 273 S., 29,90 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
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