Zwischenprüfungsarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Soziologie - Kultur, Technik, Völker, Note: 1,3, Universität Duisburg-Essen, Veranstaltung: Seminar, Sprache: Deutsch, Abstract: Bei meinen Recherchen zu dieser Arbeit ist mir aufgefallen, dass es nur wenige Informationen über Verfolgte im Dritten Reich gibt, die zwar als rassisch minderwertig galten, jedoch nicht an erster Stelle in den „Vernichtungsplänen“ der Nazis standen (Massaquoi 1999: 12). Dazu zählen unter anderem Afrikaner. Einer dieser Verfolgten ist Hans-Jürgen Massaquoi. Diese Arbeit beschäftigt sich mit seiner Lebensgeschichte. Als Grundlage dient seine Autobiographie „Neger, Neger, Schornsteinfeger!“, die er 1999 veröffentlicht hat. Der autobio-graphische Roman erzählt, wie der 1926 in Hamburg als Sohn einer weißen Mutter und eines schwarzen Vaters geborene Massaquoi im Nazideutschland aufwächst und überlebt, wie er nach Ende des Krieges seine afrikanischen Wurzeln in Liberia sucht und schließlich in den Vereinigten Staaten beruflich wie privat Erfüllung findet. Das Besondere ist seine Perspektive: Als Schwarzer in Deutschland war sein Außenseitertum ganz offensichtlich. Er konnte es nicht geheim halten und war ständig im Zwiespalt. So fühlte er sich deutsch, wurde jedoch in vielen Bereichen u. a. in der Schule, in der Jugendorganisation Hitler-Jugend (im Folgenden abgekürzt mit HJ) und bei der Berufswahl aufgrund seines Aussehens ausgeschlossen bzw. in ein Dasein als Außenseiter gedrängt. Im Gegensatz zu Mitgliedern anderer Randgruppen hatte er niemanden, der in der gleichen Situation war. Seine Mutter tat alles, um Hans-Jürgen Massaquoi Rückhalt zu geben, aber die afrikanische Familie, mit der er sich aufgrund seiner Hautfarbe hätte identifizieren können, war weit weg und er hatte zunächst keinen Kontakt zu anderen Minderheiten. In der vorliegenden Arbeit wird die Biographie Massaquois als ein Fall einer Sozialisation im Nationalsozialismus behandelt. Ich werde damit beginnen, die objektiven Daten des Falles zu interpretieren. Dabei gehe ich auf die Herkunftsfamilien ein, das heißt, der Lebenslauf der Großeltern väterlicherseits (2.1) und mütterlicherseits (2.2) ebenso wie der der Eltern (2.3) und schließlich der von Hans-Jürgen Massaquoi (2.4) selbst wird analysiert. In einem nächsten Schritt werde ich zwei konträre Stellen, die ich für aufschlussreich für seine Biographie halte, interpretieren. Es handelt sich dabei um seine frühkindliche Erfahrung, dass er und seine Familie durch den Großvater Momolu Massaquoi zu den Privilegierten der Stadt Hamburg gehörten (3.1) und seine spätere Erfahrung aus der Hitlerjugend ausgeschlossen zu sein (3.2)...