Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Philosophie - Philosophie des 20. Jahrhunderts, Note: 1,0, Universität Karlsruhe (TH) (Philosophie), Veranstaltung: Hauptseminar Kausalität, Sprache: Deutsch, Abstract: Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Jürgen und Vicky gehen am Donnerstagabend gemeinsam etwas trinken. Ziel ihres abendlichen Ausflugs ist das beliebte Wirtshaus "Lehner's" am Karlsruher Ludwigsplatz. Einige Stunden und mehrere Cocktails später, stolpern die beiden ein paar Euro ärmer, dafür aber um mehrere Promille reicher, aus der Kneipe. Da Jürgen in Offenburg wohnt, muss er zum Hauptbahnhof, um den Nachtzug in seine Heimat zu bekommen. Es ist eine laue Spätsommernacht, Grillen zirpen irgendwo idyllisch und ein warmer Wind fegt durch die Gassen. Jürgen möchte deshalb gerne zum Bahnhof laufen, um noch ein wenig frische Luft schnuppern zu können. Als gute Freundin will Vicky ihn natürlich begleiten. Aber plötzlich grollt ein Donner aus der Ferne heran. "Lass uns aufbrechen", lallt Jürgen motiviert. "Du willst doch nicht etwa zu Fuß gehen?", fragt Vicky erschrocken, die einige Cocktails weniger hatte. "Aber natürlich, wieso denn nicht?", entrüstet sich Jürgen zwischen zwei Rülpsern. "Gleich fängt es an zu Gewittern, hast du den Donner nicht gehört?" "Doch hab ich, aber das heißt doch noch lange nicht, dass es gleich gewittert!", entgegnet Jürgen und freut sich über seinen eigenen Scharfsinn. "Der Donner könnte doch von irgendetwas kommen. Vielleicht ist dahinten eine Brauerei explodiert - schade um das schöne Bier." "Das meinst du doch nicht ernsthaft", erwidert seine Freundin. "Man hat eindeutig gehört, dass es ein Donnerschlag war, der von einem Blitz kommt. Das Geräusch war doch eindeutig!" "Ok, kann sein, dass es sich um das typische Geräusch handelte, das Blitze verursachen. Etwas anderes kommt wohl wirklich nicht in Frage. Aber dann gibt es immer noch einen Ausweg: Der Donner hatte keine Ursache! Es gab keinen Blitz, ich habe nämlich keinen gesehen. Es war einfach ein spontaner Donner, der mal seinem Ärger Luft machen wollte. Immer wenn es gewittert, blitzt es auch. Es hat aber nicht geblitzt, also gewittert es nicht. Ist doch ganz einfach. Also, lass uns gehen.", argumentiert Jürgen, dreht sich um und torkelt Richtung Bahnhof. "Oh man, Jürgen sollte weniger trinken.", denkt sich Vicky. "Ein Donner ohne Blitz, was für ein Schwachsinn! Wenn er schon zugesteht, dass andere Ursachen ausscheiden, dann muss er davon überzeugt sein, dass es geblitzt hat. Es muss doch eine Ursache ge- ben. Ein Donner der ,einfach so' auftaucht - wie lächerlich! Ich glaube, so langsam trinkt er sich um den Verstand." [...]
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