Anorexie gilt als rätselhafte, paradoxe Erkrankung. Für die Betroffenen ist es ebenso schwierig, mit ihr zu leben wie ohne sie. Wo liegt die Ursache dieser oftmals tödlich endenden Krankheit? Dieser Frage geht Thomas Ettl anhand von zwei Autobiografien nach. Die betroffenen Frauen erzählen von ihrem Weg in die Anorexie, schildern ihren und den Umgang der Bezugspersonen mit der Störung. Dabei wird unter anderem auch der Einfluss der Pro-Ana-Bewegung auf die Erkrankten sichtbar. Ettl zeigt, dass der Anorexie eine bisher eher vernachlässigte oder in ihrer Bedeutung verkannte Ursache zugrunde liegen kann. Er beschreibt die Magersucht als eine Erkrankung an einer grenzüberschreitenden partikularen Moral der Bezugspersonen, die auf die Betroffenen von Kindheit an traumatisierend wirkt. In der Pubertät kommt es zur Identifikation mit diesem Aggressor, der fortan mit Zwang zur Askese und Perfektion gegen den eigenen Körper und das Selbst wütet.
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»Im vorliegenden Band wird rekonstruiert, wie es zu Anorexie (anorexia nervosa) kommt, um dann die- sen Mechanismen präventiv und therapeutisch etwas entgegensetzen zu können. Die Annahme, auf der alles basiert - und die auch gängige Lehrmeinung ist -, lässt sich so zusammenfassen, dass Ano- rexie als das Ringen eines gekränkten Menschen um Selbstbestimmung zu verstehen sei. Wer seine völlige Unabhängigkeit von allem Äußerlichen demonstriert, bis hin zum zur Schau gestellten Hungern und Verhungern, ist von der Zuwendung unabhängig, an der es einmal fehlte.« Martin A. Hainz, RISS. Zeitschrift für Psychoanalyse #96 2022 »Dass Anorexie komplexer ist als ausgehungert auf dem Laufsteg zu balancieren, macht der Frankfurter Psychologe und Analytiker Thomas Ettl in seinem Buch über die anorektische Logik deutlich. Klug und kritisch betrachtet der Autor therapeutische Behandlungen, die nur darauf abzielen, die Magersüchtigen mit Essen zu versorgen und dessen Aufnahme zu kontrollieren. Damit, so der Autor, begeben sich die Behandelnden in das bizarre Gefüge der Erkrankten, die meist von Angst vor Kontrollverlust besessen sind.« Verena Liebers, Eppendorfer. Zeitung für Psychiatrie & Soziales, 6/2021 »Wer je mit esskranken Menschen beruflich in Kontakt war, wird das Buch mit Gewinn lesen. Und zwar unabhängig davon, ob er eine psychoanalytische Ausbildung hat oder nicht. Die Erläuterung des Behandlungsprozesses ist beeindruckend in seiner Differenziertheit und geprägt durch wohltuende Demut angesichts der oft eingeschränkten Möglichkeiten des Helfens.« Sybille Lenk, Staatliches Berufsbildungszentrum Weimar (bbz-weimar.de), 1. September 2021