Magisterarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - 1848, Kaiserreich, Imperialismus, Note: 1,3, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Geschichtswissenschaften), Sprache: Deutsch, Abstract: Mit den Aufständen von Herero und Nama in „Deutsch-Südwestafrika“ begann 1904 der längste Krieg, den das Kaiserreich gegen indigene Bevölkerungsgruppen seiner Kolonien führte. Bis 1907 wurden 14.000 Soldaten in das Gebiet des heutigen Namibia geschickt, von denen knapp 2.350 getötet, vermisst oder verwundet wurden. Erklärtes Ziel der Militärführung war über Monate die „Vernichtung“ der Afrikaner. Männer und Frauen, Kinder und Alte sollten erschossen oder in die Wüste getrieben werden und dort den Tod durch Verdursten erleiden. Tausende wurden in Lagern interniert und starben infolge von katastrophalen Haftbedingungen, Zwangsarbeit und Prügel. Auf Seiten der Herero und Nama kamen zwischen 30.000 und 75.000 Menschen zu Tode – weit mehr als die Hälfte, eventuell sogar zwei Drittel der Bevölkerung. Ihre „Stammesverbände“ wurden nach dem Ende der Kämpfe aufgelöst, der Besitz an Land und Vieh enteignet. Die Überlebenden wurden zu nahezu rechtlosen Arbeitskräften degradiert, die umfassend kontrolliert und jederzeit verfügbar sein sollten. Der Kolonialkrieg markierte damit eine tiefe Zäsur in der Entwicklung des Landes. Zur deutschen Kolonialvergangenheit in Namibia und besonders auch zum Krieg gegen Herero und Nama ist eine Fülle von Literatur verfügbar. Nahezu einhellig und mit überzeugenden Argumenten wird die Kriegsführung gegen die Afrikaner heute als Genozid qualifiziert. Weitgehend unbeachtet blieb aber bisher die Frage, inwiefern Kriegsführung und Kolonisationsmethoden in „Südwestafrika“ seinerzeit im Deutschen Reich kritisch diskutiert wurden. Die vorliegende Arbeit schließt diese Lücke. Sie skizziert zunächst die Ereignisse in der Kolonie auf der Basis des aktuellen Forschungsstands. Im Hauptteil beschreibt und analysiert sie ausführlich die Rezeption des Kriegs durch die kolonialkritischen Parteien SPD und Zentrum, widmet sich ihren Zielen und Argumentationen, ihren Strategien und Erfolgen in Bezug auf den Konflikt. Die öffentliche Anteilnahme war immens! Es wird deutlich, wie die heftigen Kontroversen über die Aufstände und ihre Bekämpfung einerseits zu einer Reform der offiziellen Kolonialpolitik, andererseits zu folgeschweren innenpolitischen Kräfteverschiebungen führten.