Nach Jahren des Friedens sind die Architekten zurück! 80 Jahre nach ihrem plötzlichen Verschwinden fahren die mondgroßen Lebewesen mit ihrem zerstörerischen Werk fort und Formen ganze Planeten ohne Rücksicht auf die heimischen Lebensformen zu gigantische Skulpturen um.
Doch dieses Mal ist etwas
anders: Boten Artefakte der Originatoren früher noch einen Schutz vor ihren Angriffen, so haben die…mehrNach Jahren des Friedens sind die Architekten zurück! 80 Jahre nach ihrem plötzlichen Verschwinden fahren die mondgroßen Lebewesen mit ihrem zerstörerischen Werk fort und Formen ganze Planeten ohne Rücksicht auf die heimischen Lebensformen zu gigantische Skulpturen um.
Doch dieses Mal ist etwas anders: Boten Artefakte der Originatoren früher noch einen Schutz vor ihren Angriffen, so haben die Architekten dieses Mal einen Weg gefunden, diese zu überwinden. Damit ist keine Lebensform im gesamten Universum mehr vor ihnen sicher und die verschiedenen Völker sind dazu gezwungen zusammenzuarbeiten, um zu überleben. Doch sind sie wirklich dazu in der Lage, ihre Differenzen beiseitezulegen?
Schon der erste Band war überfrachtet mit zahlreichen Figuren, Ideen, Völkern, politischen Gruppierungen und zahllosen Action-Szenen, sodass es als Leser nicht leichtfiel, den Überblick zu behalten. Meine Befürchtung war nun, dass der Abstand (von zugegebenermaßen sehr kurzen vier Monaten) den Wiedereinstieg zusätzlich erschweren würde.
Tchaikovsky wirkt diesem Effekt glücklicherweise entgegen, indem er im ersten Drittel des Romans ein recht gemächliches Erzähltempo einschlägt und wir Leser zunächst (die notwendige) Zeit erhalten, um uns in dieser komplexen Welt zurechtzufinden.
Als überaus hilfreich erweisen sich dabei die vielen eingestreuten Erklärungen, sowie der Anhang, der die wichtigsten Begriffe kurz und bündig erklärt. Hinzu kommt noch die klare, von einfachen Satzkonstruktionen und vielen Dialogen geprägte Prosa des Autors. Angesichts der Weite und Komplexität von Tchaikovskys-Kosmos stellt es eine wahre Wohltat dar, zumindest in dieser Hinsicht vor keiner Herausforderung gestellt zu werden.
Positiv hervorheben möchte ich zudem, dass wir mit nur wenigen wirklich neuen Elementen und Charakteren konfrontiert werden. Stattdessen werden viele Aspekte des ersten Teils wieder aufgegriffen und weiterentwickelt.
Dieses Wissen ist auch bitter nötig, hilft es uns doch dabei zu verstehen, warum sich die verschiedenen Gruppierungen so unterschiedlich verhalten und welche Schwierigkeiten der Zusammenarbeit der Völker entgegenstehen. Das im ersten Band noch prägende und immer noch relevante Flüchtlingsthema wird dabei weitestgehend von politischen Ränkespielen verdrängt. Herrschte im ersten Band noch eine brüchige Solidarität ob des gemeinsamen Feindes, so wird nun deutlich, wie unterschiedlich die Vorstellungen zur Lösung des Architekten-Problems im Einzelnen aussehen.
Die Auswirkungen dieser Differenzen reichen dabei von einem generellen Misstrauen bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Erschwert wird dieser Konflikt durch die fehlende Möglichkeit der Kommunikation. So gibt es zwar Dolmetscher, doch sind die Lebens- und Denkweisen so unterschiedlich, dass jede Übersetzung nur eine Annäherung an die Wahrheit darstellen kann. Die Folge ist, dass eine Zusammenarbeit so gut wie unmöglich ist und jedes Volk mehr oder weniger auf sich allein gestellt ist im Kampf gegen die Architekten.
Nirgendwo wird die unzureichende Kommunikationsfähigkeit deutlicher als bei den Nachforschungen von Idris. Ohne zu viel verraten zu wollen, gelingt es ihm in diesem Band, neue Erkenntnisse in Bezug auf den Unraum und die Architekten zu gewinnen. Jedoch ist es ihm unmöglich, diese Erkenntnisse adäquat in menschlichen Worten wiederzugeben (an diesen Stellen erinnert der Roman beinahe schon an Lovecrafts kosmisches Grauen), sodass jede Partei dieselben Informationen anders wahrnimmt und unterschiedliche Entscheidungen trifft.
Eine der großen Stärken des ersten Bandes war das hervorragende Figurenensemble und daran hat sich auch in diesem Band nichts geändert. Wir treffen auf die Überlebenden des ersten Bandes und insbesondere die Crew der Geiergott zaubert uns mit ihrer ruppigen und zugleich charmanten Art immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Erfreut kann man dabei feststellen, dass Tchaikovskys Figuren nicht stehen bleiben, sondern Entwicklungen durchlaufen.
Der zweite Band einer Trilogie stellt regelmäßig auch den schwächsten Band dar und Die Augen der Galaxis macht davon (scheinbar/hoffentlich) keine Ausnahme. Es liegt nun einmal in der Natur dieses Konzepts, dass ein Autor hier einen schwierigen Spagat wagen muss. Einerseits muss er den Leser bei Laune halten, andererseits darf er nicht den abschließenden Band obsolet machen.
Und hierin liegt auch das Problem: Zwar gewinnen wir durchaus einige Erkenntnisse über die Architekten, aber einer wirklichen Lösung des Konflikts nähern wir uns nicht an – vielmehr beschränkt sich Tchaikovsky darauf, uns mit wenigen Informationshäppchen abzuspeisen und die verschiedenen Kräfte für den entscheidenden Band zu positionieren.
Fazit: Die Augen der Galaxis von Adrian Tchaikovsky ist ein hervorragender Science-Fiction-Roman, der die Stärken des ersten Bandes ausbaut, aber auch an den typischen Schwächen eines Mittelbandes leidet. Wer vom ersten Band überzeugt war, wird hier dennoch seine Freude haben!