Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - Nachkriegszeit, Kalter Krieg, Note: 2,0, Technische Universität Berlin (Institut für Geschichte), Veranstaltung: Widerstand und Repression in der DDR, Sprache: Deutsch, Abstract: Einleitung: Kulturpolitik hatte in der DDR einen hohen Stellenwert. Dies wird allein dadurch deutlich, wenn man unter dem Wort „Kultur“ im „Wörterbuch der marxistisch-leninistischen Philosophie“ nachschlägt: „Der SED-Staat lenkt den Prozess der Kulturellen Entwicklung planmäßig als Teil der Gestaltung der sozialistischen Gesellschaft.“1 Somit scheint vorstellbar unter welcher staatlichen Kontrolle die Kulturschaffenden in der DDR standen. Groß war das Mistrauen der Partei gegenüber jeder ideologischen Abweichung und Konflikte zwischen Künstlern, die ihre künstlerische Freiheit einforderten, und der SED, welche auf absolute „Linientreue“ bestand, waren vorprogrammiert.2 In der vorliegenden Arbeit soll näher auf die Geschichte des Liedermachers und Dichters Wolf Biermann, dem wegen kritischer Äußerungen 1976 die Staatsbürgerschaft der DDR aberkannt wurde, eingegangen werden. Ziel ist es, die Umstände die zu seiner Ausweisung führten, zu betrachten sowie die Auswirkungen auf die Kunst- und Kulturszene der DDR näher zu beleuchten. Die Ausbürgerung Wolf Biermanns führte in beiden deutschen Staaten zu Protesten und Kritik gegen das Regime der DDR, in Ausmaßen die der DDR- Regierung seit dem Bürgeraufstand 1953 nicht mehr bekannt waren.3 Aber warum schlug die Vertreibung eines Einzelnen so große Wellen? Da Biermann nicht der erste Querdenker war den folgendes Schicksal ereilt hatte, dachte niemand, vor allem nicht die Regierung selbst, an eine Protestwelle dieses Formates. Nicht nur die Ausbürgerung selbst, sondern auch der Umgang mit Biermanns Kollegen und Freunden, selbst bekannte Persönlichkeiten der DDR-Literaturbewegung, und ihrem Protestbrief soll thematisiert werden, da diese Geschehnisse einen Wendepunkt innerhalb der Kulturszene der DDR auslösten. Die außerordentliche Dimension der beschriebenen Vorgange als Zäsur, deren Bedeutung weit über die Literaturgeschichte hinausreicht, ist mittlerweile von den meisten geschichtlichen Darstellungen bemerkt, aber kaum hinzureichend untersucht worden.