Zwei Jahre hat die ehemalige bekannte Ballerina Lily Paris gemieden wie die Pest, denn der Tod ihres Verlobten Aiden hat sie so sehr aus der Bahn beworfen, dass sie nicht nur der Stadt den Rücken gekehrt, sondern auch das geliebte Tanzen an den Nagel gehängt hat. Die seelischen Wunden sind noch
nicht verheilt, doch Lily wagt den Schritt zurück in die französische Hauptstadt, um ihre verschollene…mehrZwei Jahre hat die ehemalige bekannte Ballerina Lily Paris gemieden wie die Pest, denn der Tod ihres Verlobten Aiden hat sie so sehr aus der Bahn beworfen, dass sie nicht nur der Stadt den Rücken gekehrt, sondern auch das geliebte Tanzen an den Nagel gehängt hat. Die seelischen Wunden sind noch nicht verheilt, doch Lily wagt den Schritt zurück in die französische Hauptstadt, um ihre verschollene Schwester Nathalie zu suchen. Durch Zufall lernt sie den Komponisten Yves kennen, der an einem Ballett über eine berühmte russische Primaballerina namens Viktoria Budian arbeitet, doch nicht so richtig vorankommt. Wird Lily je wieder ihre Ballettschuhe schnüren? Und welche Verbindung besteht zwischen ihr und der alten Primaballerina des Ballets Russes, Viktoria?
Ali Sinclair hat mit „Die Ballerina von Paris“ einen ganz unterhaltsamen historisch angehauchten Roman vorgelegt, der den Leser in die Ballettwelt entführt. Der Schreibstil ist flüssig und gefühlvoll, der Leser taucht schnell ab zwischen den Seiten, um sich unter die Protagonisten zu mischen und sie eine Zeitlang zu begleiten. Die Autorin erzählt ihre Geschichte über zwei Zeitebenen, so spiegelt der eine die Gegenwart um Lily und Yves wider, der andere erweckt die Vergangenheit um Viktoria Budian im Jahr 1917 zum Leben. Die Schicksale der beiden Frauen ähneln sich auf interessante Weise, beide haben einige Verluste zu beklagen und müssen für ihre Liebe zum Tanz so manche harte Entbehrung hinnehmen. Während Lily ihrer großen Liebe nachtrauert und auch die Beziehung zu ihrer Schwester verloren ging, ist Viktoria in Begleitung ihres geliebten Alexei, aber ohne ihre Familie, aus St. Petersburg nach Paris geflohen, um so dem Krieg zu entgehen und ihre Karriere zu forcieren. Dafür muss sie allerdings einen hohen Preis bezahlen. Die Autorin hat den historischen Hintergrund teilweise gut mit ihrer Handlung verknüpft und gewährt dem Leser einen Einblick in die harte und arbeitssame Welt des Balletts und seiner Tänzer. Die Informationen über die Kompanie Ballets Russes hätten durchaus etwas ausführlicher sein können, denn dieses weltbekannte Ensemble hat bis heute einen weitreichenden Einfluss auf die Ballettwelt.
Die Charaktere sind gut ausgestaltet und ihrer Zeit entsprechend geformt. Allerdings fehlt es ihnen an Gefühl und Wärme, so wird der Leser auf Distanz gehalten und betrachtet die jeweiligen Perspektiven eher von außen, als mit den Protagonisten mitfühlen zu können. Lily ist eine sensible Frau, die sich nach dem Tod ihres Verlobten Aiden nicht nur vom Ballett, sondern auch von allem anderen zurückgezogen hat. Sie wirkt ängstlich und unsicher, entwickelt sich erst nach und nach zu einer Frau, der man abnimmt, dass sie sich in der harten Ballettwelt behaupten kann. Viktoria ist für ihre Epoche eine recht starke Frau, die für ihren Beruf alles hinter sich lässt, aber für die Ausreise ihrer Familie aus Russland kämpft. Yves ist ein Mann, der für die Musik lebt und seinem Schicksal ebenso nicht entkommen kann. Aber auch Nathalie und Alexei haben durchaus berechtigte Auftritte in dieser Geschichte um Liebe und Leid.
„Die Ballerina von Paris“ ist ein durchaus passabler Roman für eine kurzweilige Lektüre, ihm fehlt es neben dem gewissen Etwas an gefühlvolleren Charakteren, um über das Mittelmaß hinaus zu kommen. An das Niveau ihres ersten Romans „Die spanische Tänzerin“ kann die Autorin hiermit leider nicht anknüpfen. Eingeschränkte Leseempfehlung!