Examensarbeit aus dem Jahr 1996 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1.0, Ruhr-Universität Bochum (Germanistisches Institut), Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Bedeutung der Magie in Johann Wolfgang Goethes Faust. Der Tragödie erster Teil. Daß die Faust-Dichtung etwas mit Magie zu tun hat, ist auch vielen jener bekannt, die nicht zu den Lesern des Dramas zählen. Vor allem der Pakt mit dem Teufel und die Walpurgisnacht auf dem Blocksberg sind allgemein bekannte Motive des Faust. So kann man neben der 'Gretchen'- und der 'Gelehrten'-Tragödie auch die Tragödie des Magiers und Adepten sehen, der in und an seiner Magie scheitert - dennoch begleitet ihn die Magie durch sein weiteres Leben und wird für sein Schicksal bestimmend. Neben der eines Motivs erfüllt die Magie jedoch noch eine weitere Funktion: Goethe hat sie immer wieder als ein dramaturgisches Mittel benutzt, um die Handlung des Faust weiterzuführen. In dieser Arbeit soll gezeigt werden, daß der Bereich der Magie ein wesentlicher Bestandteil dieser Dichtung ist, und zwar sowohl ein inhaltlicher wie ein dramaturgischer. Dazu befaßt sich das Kapitel "Die Magie vom Mittelalter bis zu Goethes Zeit" zunächst allgemein mit der Bedeutung des Begriffes 'Magie' im späten Mittelalter, in der Renaissance und im 18. Jahrhundert. Es klärt weiterhin die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen weißer und schwarzer Magie sowie zwischen Magie und Hexerei. Außerdem soll das Verhältnis der Magie zur Religion und zur Wissenschaft Berücksichtigung finden, da Faust sich ja von Religion und Wissenschaft abund der Magie zuwendet. Der Begriff der 'Pansophie' bedarf einer eingehenden Erläuterung, da sich in ihm das summiert, was Goethe und mit ihm Faust im wesentlichen unter 'Magie' verstehen. Die Religionsethnologie und die Vergleichende Religionswissenschaft liefern eine Fülle an Literatur, die sich mit der Magie schriftloser, sogenannter 'primitiver' Kulturen bis hin zu den in den 'Hochreligionen' enthaltenen Elementen magischer Praxis beschäftigen. Obwohl die Ethnologen auf eine relativ junge Geschichte ihrer Disziplin zurückblicken, stellt sich ihnen mit Evolutionismus, Strukturalismus, Funktionalismus u.a. eine vielfältige Methodengeschichte dar. Dabei wurde die Magie oft - in den Anfängen fast ausschließlich, in jüngerer Zeit weniger - vom Standpunkt der industrialisierten Zivilisation bzw. des Christentums aus betrachtet. Daraus resultierten immer wieder Wertungen, die zu der höchst zweifelhaften Unterscheidung zwischen 'Glaube' (Christentum) und 'Aberglaube' (Magie) führten. [...]
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