Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Pädagogik - Pädagogische Psychologie, Note: 1,0, Ruhr-Universität Bochum (Institut für Pädagogik), Veranstaltung: Hirnforschung und Pädagogik, Sprache: Deutsch, Abstract: Neurowissenschaftliche Erkenntnisse spielen eine immer größere Rolle in unserem Leben. Das neurologische Wissen wird vielfach in Erziehungsratgebern aufgegriffen, vereinfacht und häufig von "Nicht-Experten" gedeutet. Auch bei Bildungsfragen berufen sich - besonders die Medien - häufig nur noch auf Neurowissenschaftler und nicht auf Pädagogen, die ja die eigentlichen "Experten" dieses Gebietes sind. So finden gerade in Bezug auf die vorschulische Erziehung die Aufrufe der Hirnforscher, dass Kinder möglichst früh und umfassend gefördert werden sollten, hohen Anklang. Als Begründung wird immer wieder der Begriff der sensiblen Phasen genannt, da Kinder in dieser Zeit - besonders in den ersten drei Lebensjahren - am "besten" lernen. Ich möchte in dieser Arbeit dem Begriff der sensiblen Phasen auf den Grund gehen und untersuchen, welche Bedeutung diese für die Pädagogik haben. Dazu berufe ich mich auf Untersuchungen, die die Existenz der sensiblen Phasen auf neuronaler Ebene erkunden. Speziell die Sehentwicklung ist ein häufig benutztes Beispiel. Zu Beginn werde ich Grundannahmen über den Begriff der sensiblen Phasen und deren Entstehung vorstellen. Dazu werde ich die Entdeckung des Phänomens durch den Biologen Hugo de Vries und deren Übernahme in die Pädagogik von Maria Montessori darstellen. Darauf aufbauend beschreibt Kapitel 3 neurowissen-schaftliche Erkenntnisse zu sensiblen Phasen. Im ersten Teil wird die Entwicklung des Nervensystems in den ersten drei Jahren zum weiteren Verständnis erklärt. Denn nur unter diesem neurowissenschaftlichen Wissen wird deutlich, aus welchem Grund eine ausgeprägte Auseinandersetzung der sensiblen Phasen in wissenschaftlichen Experimenten stattfindet. Der nächste Teil dieser Arbeit beschreibt den Aufbau des visuellen Kortex anhand von Experimenten von Wiesel und Hubel an Katzen, für deren Ergebnisse die beiden 1981 einen Nobelpreis erhielten. Daran anschließend werde ich darstellen, zu welchen Implikationen diese Ergebnisse und Vergleiche zu der menschlichen Sehentwicklung für die pädagogische Praxis beitragen. In Kapitel 4 werde ich diese Untersuchungen und Implikationen dann kritisch betrachten. Dazu wird zuerst die Beweislage der Ergebnisse überprüft, um im nächsten Schritt mögliche Fehlinterpretationen aufzudecken. Und schließlich die Frage: Was kann man aus den Untersuchungs-ergebnissen über sensible Phasen lernen und wie kann ich in der pädagogischen Praxis verantwortungsvoll mit diesem Wissen umgehen?
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