Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,3, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Germanistisches Institut), Veranstaltung: Hauptseminar: Geschlechter- und Generationenbeziehungen in der höfischen Epik, Sprache: Deutsch, Abstract: Die tragische Liebesgeschichte von Tristan und Isolde ist wesentlich älter als das um 1210 entstandene Epos Tristan von Gottfried von Straßburg. Wie im Mittelalter durchaus üblich griff Gottfried bei seiner Themenauswahl auf bekannte Muster, Traditionen und Überlieferungen zurück. Aufgrund der komplexen Verwebung unterschiedlicher literarischer Elemente aus „regionalmythischen, halb-historischen, novellistischen und märchenhaften“ Bereichen und unterschiedlicher soziokultureller Einflüsse, ist es unmöglich die einzelnen Überlieferungsstränge des Tristan zu bestimmen. Weitgehende Einigkeit herrscht in der Forschung jedoch über die Annahme der Tristan-Stoff sei keltischen Ursprungs. Zwar gibt es keine schriftliche Überlieferung des keltischen Urtristan, jedoch sind mehrere mittelalterliche Versionen, die vor Gottfrieds Werk entstanden sind, erhalten. Gottfried übernimmt viele Aspekte dieser älteren Fassungen, bringt aber auch eigene Elemente mit ein. Besonders auffallend ist hierbei die, im Vergleich zu seinen Vorgängern, viel präzisere Ausgestaltung der einzelnen Charaktere. Vor allem nimmt die Mutter der Isolde, die gleichnamige Königin von Irland, bei Gottfried eine weitaus bedeutendere Rolle ein als bei Thomas, Béroule und Eilhart. Diese Bedeutungsvertiefung und Akzentuierung der Königin Isolde ist besonders für die Ausgestaltung der Tochterfigur relevant, denn Mutter Isolde ist für Tochter Isolde in der ersten Hälfte des Epos eine „prägende Bezugsperson“ . Gottfrieds Tristan gehört zu den wenigen mittelalterlichen literarischen Werken, in denen die Beziehung zwischen Mutter und Tochter, zwar nicht den zentralen, aber dennoch einen relativ bedeutsamen Stellenwert einnimmt. Im Folgenden soll nun anhand zentraler Textstellen und unterschiedlicher Interpretationsansätze aus der Forschung die Beschaffenheit der Beziehung zwischen dem gleichnamigen Mutter-Tochter-Paar genauer untersucht werden. Analyseschwerpunkte sind hierbei Fragestellungen bezüglich der Rollenverteilung, der Interaktion zwischen den beiden Figuren, der Stereotypisierung des Verhältnisses und der Bedeutsamkeit der Mutter für Isoldes Entwicklung. Generell soll untersucht werden inwiefern die Beziehung zwischen Isolde und Isolde wirklich so ideal ist, wie sie auf den ersten Blick erscheinen mag.