Essay aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Politik - Thema: Frieden und Konflikte, Sicherheit, Note: 1,7, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (Institut für Politikwissenschaft), Veranstaltung: Politische Gewalt im Nahen Osten, Sprache: Deutsch, Abstract: Anlässlich der Kommunalwahlen Ende Mai 2010 im Südlibanon betonte Hassan Nasrallah, Generalsekretär der Hizbullah, die Wichtigkeit seines Bündnisses mit der Amal für den Südlibanon: „We believe that our alliance with Amal in the municipal elections is part of the strategic alliance that protects the resistance's popular base” (The Free Library 2010). Beschäftigt man sich näher mit der politischen Geschichte Libanons des 20. Jahrhunderts, so ist diese Aussage überaus bemerkenswert, denn so hatten Amal und Hizbullah, zwei Schiiten-Organisationen, während des libanesischen Bürgerkriegs einen blutigen Krieg gegeneinander geführt. Ebenfalls erstaunlich ist, dass die Kämpfe ausbrachen, obwohl beide Gruppierungen die schiitische Gemeinschaft im Südlibanon vertraten, sie einige Zeit relativ friedlich koexistierten und die Hizbullah sogar 1983 aus der Amal hervorgegangen war. Auf Grund dieser Komplexität und Widersprüchlichkeit in den Beziehungen zwischen zwei Gewaltgruppen, die beide schiitische Wurzeln haben, setzt sich diese Arbeit zum Ziel, ihr Verhältnis näher zu beleuchten. Besonderer Fokus liegt auf den Veränderungen in den Beziehungen während der 1980er Jahre. Was löste den innerschiitischen Krieg aus? Im Mittelpunkt der Analyse stehen das Selbstverständnis beider Gruppierungen und die Wirkung des israelischen Truppenrückzugs aus dem Südlibanon auf die Beziehungen Amal-Hizbullah. Israel hatte 1982 in der „Operation für Galiläa“ den Südlibanon besetzt, 1985 seine Truppen bis zur Sicherheitszone rund um den Fluss Litani zurückgezogen und so ein Machtvakuum eröffnet. Der Arbeit liegt die Hypothese zu Grunde, dass die Beziehungen zwischen den schiitischen Gruppen schon vor 1985, das heißt vor dem israelischen Teilabzug aus dem Südlibanon, konfliktbeladen waren und dass der israelische Truppenrückzug 1985 nur den Auslöser – das entscheidende Moment – für eine Verschlechterung der Beziehungen und damit einen Machtkampf gab: Durch den Abzug änderten sich die Rahmenbedingungen und die Eskalation war vorprogrammiert.