„Die Bibliothek von Mount Char“ ist mit Abstand das verrückteste Buch, das ich jemals gelesen habe. Zu Beginn hatte ich nur Fragezeichen im Kopf. Die Geschichte liest sich wie eine Aneinanderreihung zusammenhangloser Szenen, die immer abgefahrener werden. Es gibt einfach überhaupt keinen roten
Faden, wodurch es sehr schwer bis nahezu unmöglich ist, einen logischen Zusammenhang zu erahnen. Während…mehr„Die Bibliothek von Mount Char“ ist mit Abstand das verrückteste Buch, das ich jemals gelesen habe. Zu Beginn hatte ich nur Fragezeichen im Kopf. Die Geschichte liest sich wie eine Aneinanderreihung zusammenhangloser Szenen, die immer abgefahrener werden. Es gibt einfach überhaupt keinen roten Faden, wodurch es sehr schwer bis nahezu unmöglich ist, einen logischen Zusammenhang zu erahnen. Während unseres Buddyreads hatte ich ständig Fragen. Hast du das verstanden? Was will der Autor damit aussagen? Und wem zum Teufel gehört die Lunge, die an der Wand klebt? Es gab beim Lesen unglaublich viele WTF Momente.
Einst kam ein Mann und nahm zwölf Kinder mit in seine Bibliothek, in der er die Geheimnisse des Universums hütet. Jedes Kind lernt einen Teil von dem, was ihr allmächtiger neuer Vater kann. Er lehrt sie Unglaubliches und verleiht den Kindern auf diese Weise Macht. Lob gibt es selten und seine Strafen sind grausam und voller Gewalt. Als Vater eines Tages verschwindet, bricht Chaos aus. Doch seine Adoptivtochter Carolyn hat einen Plan. Und für diesen wird sie alles tun, sogar über Leichen gehen.
Der Großteil des Buches verlangt dem Leser einiges ab. Man sollte auf keinen Fall einen nervösen Magen haben oder zartbesaitet sein. Bei vielen Szenen steht die Darstellung von exzessiver Gewalt und Blut im Vordergrund. Es wirkt fast so, als wäre der Autor im Wettbewerb mit sich selbst, wie er von Seite zu Seite mehr Blut und grausame Szenen aufs Papier bringen kann. Abgesehen von Unmengen an Blut sind mir echt viele Gedärme über den Weg gelaufen. Der Autor provoziert absichtlich mit vielen völlig überspitzten Szenen. Hier sei auch gesagt, dass die Brutalität auf einem wirklich hohen Level ist und Vater auch nicht vor heftiger Gewalt gegenüber den Kindern zurückschreckt. Es gibt viele ekelhafte Szenen und unglaublich grausame, verstörende Momente. Der Tod ist ein zentrales Thema und der Autor legt in Bezug auf die verschiedenen Todesarten und die Todesqualen sehr viel Kreativität an den Tag. Ob der wirklich sehr bildhafte Schreibstil des Autors nun Segen oder Fluch ist, wird wohl Ansichtsache sein.
Aber dann – im letzten Drittel legt der Autor eine gewaltige Kehrtwende hin. Aus vielen unzusammenhängenden Szenen wird ein großes Ganzes. Ich glaube, dass nur sehr wenige Autoren das schaffen, was Scott Hawkins hier vorlegt. Die Zusammenführung aller Szenen ist einfach nur grandios und absolut clever gestaltet. Auch die Welt, die der Leser gegen Ende des Buches betreten darf, ist einfach unglaublich und voller Wunder. Kreativ, magisch und fantastisch.
FAZIT: „Die Bibliothek von Mount Char“ absolut anders als alle Bücher, die ich bisher gelesen habe. Ich bin ehrlich, dieses Buch war überhaupt nicht das, was ich erwartet hatte. Ich liebe die Bücher von Christina Henry, habe früher Stephen King verschlungen und rätsel mit Vorliebe bei den Büchern von Fitzek mit, der bekanntlich auch um jede Menge Ecken denkt. Dieses Buch hier fühlte sich für mich an wie ein Horrortrip auf Drogen und für mich persönlich gab es zu viel explizite Gewaltdarstellung, die für die Auflösung in diesem Ausmaß nicht notwendig war. Aber dann kommt das Ende. Ich muss ja zugeben, dass der Autor mich mit dem letzten Drittel seines Buches absolut begeistern konnte. Ich liebe es, wie nach und nach ein großes Ganzes entsteht. Wie viele Überlegungen hinter all dem stecken, wie genial sich alles zusammenfügt. Auch der Weltenentwurf am Ende des Buches ist große Klasse und hat mich beeindruckt. Genie und Wahnsinn liegen ja bekanntlich nah aneinander und genau so fühlt sich dieses Buch an. Empfehlen würde ich dieses Buch allerdings nur hartgesottenen Lesern, die einiges abkönnen.