Neben der Darstellung Christi nimmt die Mariendarstellung in der christlichen Tradition die wichtigste Position ein. Mit der gesonderten Betrachtung der Person Maria und ihres Lebens setzte bereits im frühen Christentum eine Entwicklung des Marienbildes ein, die bis in die heutige Zeit hinein reicht und die sich im Verlauf von 2000 Jahren verschiedenartig äußerte. Die Kindheit Jesu nach Konrad von Fussesbrunnen ist, wie auch das erste größere Marienleben "Driu liet von der maget" des Priesters Wernher, dem Beginn der deutschsprachigen mittelalterlichen Marienepik zuzuordnen. Das Wirken Konrads von Fussesbrunnen bleibt einzig mit diesem umfassenden Werk verbunden, weitere Schriften des Dichters sind nicht überliefert. Eine besondere Stellung innerhalb der mittelalterlichen Mariendichtung kommt der Kindheit Jesu zu, da sie in einem Maße und Umfang wie keine andere religiöse Dichtung nicht nur die Lebensgeschichte Marias, sondern auch die Geburts- und Kindheitsgeschichte Jesu beinhaltet. Im Folgenden soll ein kurzer Überblick über die Figur der Maria, ihre Lebensgeschichte und ihre biblischen Erwähnungen sowie über Formen und Entwicklungen ihrer Verehrung als auch über die deutsche Mariendichtung im Mittelalter gegeben werden. Der Hauptteil dieser Arbeit wird eingeleitet mit der Entstehungsgeschichte der Kindheit Jesu, welche mit einem Einblick in die Besonderheiten und in die literaturhistorische Stellung dieses Werkes schließt. Da anhand zweier Szenen aus der Kindheit Jesu exemplarisch der Zweifel an der jungfräulichen Empfängnis Marias thematisiert wird, schließen Erklärungen und Erläuterungen zu den biblischen Motiven der Jungfrauengeburt und des durch den Jünger Thomas symbolisierten Zweifels an die Texthistorie an. Weiterhin werden die Szenen "Josephs Klage" sowie die "Hebammenszene" unter der o. g. Themenstellung näher betrachtet und analysiert.
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