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"Wenn ich schreibe", hat die britische Schriftstellerin Zadie Smith in einem ihrer Essays geschrieben, "versuche ich, mein Dasein in der Welt auszudrücken. Dies ist in erster Linie ein Verdichtungsprozess: Wenn alle leblosen Ausdrücke gestrichen sind, die übernommenen Lehrmeinungen, anderer Leute Wahrheiten, all die Parolen und Motti, die großen Lügen des eigenen Landes, die Mythen der historischen Situation, in der man sich befindet; wenn alles gestrichen ist, was die Erfahrung in eine Form zwingt, die man nicht akzeptiert und an die man nicht glaubt - dann bleibt am Ende etwas übrig, was der Wahrheit der eigenen Wahrnehmung nahe kommt."
Die Verknappungskunst, die bei ihr nicht nur Programm ist, sondern die sie tatsächlich so wunderbar beherrscht, stellt ihr deutscher Verlag jetzt noch mal besonders heraus, indem er eine einzige neue Zadie-Smith-Erzählung in einer zweisprachigen Ausgabe zum Buch macht: "Die Botschaft von Kambodscha". Es geht um eine junge Frau, Fatou, die als Flüchtling nach London kommt und für eine Familie arbeitet: einkauft, kocht, putzt, die Kinder hütet. Es geht um diesen einen Moment, als sie einem der Kinder zufällig das Leben rettet, als ihm eine Murmel im Hals steckt. Aber vor allem geht es um diese poetischen Zadie-Smith-Bilder: Wie ein Federball hinter einer Mauer emporsteigt und immer hin und her fliegt. Fatou steht da und guckt und wartet, dass dieser Ball von den Launen des Winds abgetrieben zu ihr herüberweht. Doch ist der Wind nicht launisch genug: "Plong, zack. Plong, zack".
Julia Encke
Zadie Smith: "Die Botschaft von Kambodscha". Aus dem Englischen von Tanja Handels. Kiwi, 117 Seiten, 7,99 Euro
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
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