Inhaltsangabe:Einleitung: Das Recht auf freie Meinungsäußerung, das im Artikel 19 der UNO-Menschenrechtserklärung jeder Person zugesichert wird, erfährt vor allem in diktatorischen Staatsordnungen eine empfindliche Einschränkung. Diese totalitären Systeme versuchen durch das Auferlegen repressiver Zensur sich öffentlicher Diskurse zu bemächtigen und einen freien Gedankenaustausch innerhalb ihrer Gesellschaft zu unterbinden. Die Implementierung solcher kontrollierender Maßnahmen muss aber nicht immer die alleinige Behinderung oder Unterdrückung kreativer Freiheit zur Folge haben, sondern kann auch dazu führen, dass sich neue Ausdrucksformen zur Äußerung nonkonformistischer Gedanken entwickeln. Dieses Phänomen haben u.a. verschiedene Untersuchungen zur systemkritischen Literatur- und Filmproduktion während des Franco-Regimes in Spanien nachgewiesen. Dort wird ein dialektisches Verhältnis zwischen Zensur und Kreativität erörtert. Die unter Aufsicht der Zensur entstandenen Werke rekurrieren demzufolge auf die unterschiedlichsten Umgehungsstrategien des uneigentlichen Erzählens und der indirekten Rede, um ihre kritischen Botschaften an den Adressaten zu vermitteln. An diesem Punkt stellt sich die Frage, inwiefern ähnliche Mechanismen auch in anderen despotisch geführten Staaten greifen. Unter diesem Aspekt ist die Filmproduktion in der Frühphase der letzten argentinischen Militärdiktatur ein interessanter Untersuchungsgegenstand. Mit dem Staatsstreich vom 24. März 1976 erreichte die Geschichte der Diktaturen und nationalistischen Ideologien in Argentinien ihren traurigen Höhepunkt und im Zeichen des anschließenden, acht Jahre dauernden ¿Proceso de Reorganización Nacional¿ (¿Prozess der nationalen Reorganisation¿) wurde eine strenge Zensurpolitik ausgeübt. Die brutalen paramilitärischen Praktiken und der konservative Kurs der Zensurbehörde sorgten ab 1976 scheinbar für eine vorübergehende Auslöschung jeglicher oppositioneller Bewegung oder Gegenöffentlichkeit in allen Bereichen der Massenmedien. In diesem Zusammenhang steht die Auswahl des Untersuchungsgegenstandes dieser Arbeit, denn die Entwicklung der zensur- und soziopolitischen Verhältnisse wirkte sich sowohl quantitativ ¿ durch den wirtschaftlichen Einbruch der einheimischen Filmindustrie ¿ sowie qualitativ ¿ durch die Desaparición oder das Exil vieler linksideologischer Filmemacher ¿ auf die argentinische Filmproduktion aus. Die moralische und ideologische Kontrolle der Kinofilme oblag der [...]
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