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Die bewegende Familiengeschichte eines Unbeugsamen Zypkins Familie floh 1941 vor den Nazis von Minsk bis zum Ural. Die zurückgebliebenen Verwandten kamen im Ghetto um. Jahre später erkundet er, assoziativ und in Zeitüberblendungen ähnlich wie W. G. Sebald, die verlorenen Territorien und sein früheres Ich. Seine Sätze verweben Vergangenheit und Gegenwart, Erinnerung und Wünsche, Ekel und Zartheit. Sie kommen der Wirklichkeit so schmerzlich nahe, wie es nur dem gelingen kann, der zum Chronisten einer unmöglichen Zeit wird und dem jahrzehntelang nichts anderes bleibt, als für die Schublade zu…mehr

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Produktbeschreibung
Die bewegende Familiengeschichte eines Unbeugsamen Zypkins Familie floh 1941 vor den Nazis von Minsk bis zum Ural. Die zurückgebliebenen Verwandten kamen im Ghetto um. Jahre später erkundet er, assoziativ und in Zeitüberblendungen ähnlich wie W. G. Sebald, die verlorenen Territorien und sein früheres Ich. Seine Sätze verweben Vergangenheit und Gegenwart, Erinnerung und Wünsche, Ekel und Zartheit. Sie kommen der Wirklichkeit so schmerzlich nahe, wie es nur dem gelingen kann, der zum Chronisten einer unmöglichen Zeit wird und dem jahrzehntelang nichts anderes bleibt, als für die Schublade zu schreiben - und der doch nicht aufhören kann. Erstmals auf Deutsch - ein Buch gegen das Vergessen der großen Katastrophen des 20. Jahrhunderts »Der Triumph eines Mannes aus dem Untergrund.« New York Review of Books. »Ein einzigartiger Klassiker, der gerade noch rechtzeitig aus dem Kerker der Zensur befreit wurde.« James Wood, The Guardian »Eine der schönsten Entdeckungen der jüngeren Literatur.« Christoph Keller, Die Zeit

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Autorenporträt
Leonid Zypkin (1926-1982), Sohn russisch-jüdischer Eltern, überlebte nur knapp den stalinistischen Terror und die Angriffe der Nazis auf die Sowjetunion. Er war Arzt und arbeitete als Pathologe in Moskau. Sein literarisches Werk blieb durch die Zensur bis zu seinem Tod unveröffentlicht, sein Roman Ein Sommer in Baden-Baden wurde postum zum Welterfolg. Michail Zypkin, geboren 1950 in Moskau, beantragte 1977 gemeinsam mit seiner Ehefrau ein Visum und emigrierte in die USA. Er ist Politikwissenschaftler und lebt in Pacific Grove, Kalifornien. Ganna-Maria Braungardt, geboren 1956, studierte russische Sprache und Literatur in Woronesh (Russland). Seit 1991 arbeitet sie als freiberufliche Übersetzerin und übertrug u. a. Ljudmila Ulitzkaja, Boris Akunin, Jewgeni Wodolaskin und Juri Bujda ins Deutsche. Sie lebt in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.05.2020

Erniedrigung schafft Größenwahn
Erzählen wie nach einer Nahtoderfahrung: Der Pathologe Leonid Zypkin seziert sein eigenes jüdisch-sowjetisches Familienschicksal

Dass Leonid Zypkin (1926 bis 1982), ein sowjetischer Mediziner und Pathologe, der nach Feierabend Gedichte und Prosa schrieb, postum als einer der großen Autoren des zwanzigsten Jahrhunderts gewürdigt wurde, grenzt an ein Wunder. Es verdankt sich nicht zuletzt der Schriftstellerin Susan Sontag, die Zypkins Dostojewski-Roman "Ein Sommer in Baden-Baden" Anfang der Neunziger als ausgemustertes Taschenbuch in einer Londoner Bücherwühlkiste entdeckte und seinen literarischen Rang erkannte. Mit Sontags luzidem Einführungsessay, der auch für die Übersetzungen ins Englische, Französische, Italienische zur obligatorischen Beigabe wurde, hat nun der Aufbau Verlag die schon länger vergriffene kongeniale Übertragung von Alfred Frank in einer schönen Neuedition herausgebracht.

Erstmals sind darin auch Zypkins Fotos von Dostojewski-Schauplätzen im Leningrad der siebziger Jahre enthalten, die seine Milieustudien beim Schreibprozess dokumentieren. Und flankierend bringt der Verlag auch noch Zypkins früheren Roman heraus: "Die Brücke über den Fluss", eine Familien- und Kriegsgeschichte, an der der Autor seine einzigartige, Entferntes und Gegensätzliches zu einem Gesamtklang verklammernde Poetik entwickelte.

Zypkin wuchs im weißrussischen Minsk in einer jüdischen Ärztefamilie auf und wurde in seinen literarischen Interessen von einer gebildeten Moskauer Tante gefördert. Nach dem deutschen Überfall 1941 gelang der Kernfamilie gerade noch die Flucht aus Minsk, wo die Besatzer dann Verwandte und Kollegen ermordeten. Die aus der Evakuierung Heimkehrenden fanden die Stadt völlig zerstört vor. Zypkin zog später nach Moskau und machte eine wissenschaftliche Karriere. Doch die antisemitische Aggression, der erst sein Vater, dann er selbst und schließlich auch sein Sohn ausgesetzt waren, hat ihn dauerhaft gezeichnet bis zum frühen Herztod an seinem sechsundfünfzigsten Geburtstag.

Zypkins Erzählkunst erinnert an das Halluzinieren infolge einer Nahtoderfahrung, wobei weitgespannte Zusammenhänge nachgezeichnet und Zeiträume durchflogen werden, dies aber in fotografisch präzisen Bildern. Der Autor, der in "Die Brücke über den Fluss" sein früheres Selbst in der dritten Person schildert, sieht, wie dieser dickliche Junge auf das pompöse Opernhaus zuradelt, wo schon bald der Stab der deutschen Besatzer untergebracht sein wird; das Radfahren hatte ihm kurz zuvor der bewunderte große Cousin beigebracht, der nach Kriegsbeginn zum Flugzeugwartungsdienst gegangen war, bald aber von einem deutschen Panzerkommando getötet wurde, weshalb Briefe der Familie an ihn zurückkamen, woraufhin die Großmutter, die besonders an dem jungen Mann hing, ihr Gedächtnis verlor.

Ein verstörender Reiz des Buches liegt in seiner Engführung von Eros und Thanatos. So absorbieren den halbwüchsigen Helden des ersten Teils verwirrende Gefühle für die Tochter eines Kollegen seines Vaters, die von Ehrfurcht über Mitleid bis zur süßen Versuchung, fremde Schwäche auszunutzen, changieren, während deutsche Flieger über der Stadt kreisen, die durch Brände auch nachts taghell erleuchtet ist. Der zweite Teil beschreibt die tödliche Lungenerkrankung des Vaters und die Therapiebemühungen seiner Ärztekollegen in peinvoll professionellen Einzelheiten. Dabei entbrennt Zypkins dieses Sterben begleitendes Alter Ego, nun als verheirateter Mann, für eine Krankenschwester und nötigt ihr, während sie Uringefäße reinigt, einen Kuss ab.

Als Pathologe hat der Autor stets das Ende seiner Figuren vor Augen. Mit dem Bild des einst begehrten Mädchens zieht auch die Gestalt der ältlichen Museumsführerin herauf, die sie später sein wird. Passanten in der Metro stellt der Erzähler sich sogleich in späteren Lebensphasen und auf dem Totenbett vor. Mit untrüglichem Blick des Seelenarchäologen führt er zudem die Langzeitwirkung von Traumata vor. Die Ohrfeige, die er als Heranwachsender von einem viel kleineren Jungen bekam, weil er Jude war, erzeugt in ihm noch lange sowohl Schuldgefühle als auch Rachephantasien. Ein Echo davon findet sich in seinen sadistischen Anwandlungen gegenüber dem großen, aber feigen Familienhund und den grotesken Vorwürfen an seine Frau, für sie sei er nur "Scheiße".

Hier liegt ein Schlüssel zu Zypkins Hauptwerk, dem Roman über den von Nichtigkeitsgefühlen und Ressentiments, auch gegen Juden, besessenen Dostojewski, dessen literarische Größe aus seinen menschlichen Niederlagen hervorwächst. "Ein Sommer in Baden-Baden" entstand in den Jahren 1977 bis 1980, als Zypkins Sohn in die Vereinigten Staaten ausgereist und er selbst deswegen an seinem Institut degradiert worden war. Es ist eine Annäherung an den von Geldnot, Spielsucht, epileptischen Anfällen und der Erinnerung an seine Sträflingszeit geplagten Romancier, die sich von den Aufzeichnungen von dessen zweiter Frau, der jungen Stenotypistin Anna Snitkina, leiten lässt. Der exzeptionell einfühlsame Text vergegenwärtigt die komplexgeladene Verachtung, die das vor Gläubigern geflohene Paar für Juden, Deutsche, Polen, aber auch weltläufige Russen empfindet, wie der Schriftsteller Schmuck und Kleidung seiner Frau verpfändet und sie wegen Nichtigkeiten anfährt. Und wie ihr die Liebe Kraft gibt, zu ihm zu halten und zu verzeihen. Fast wie ein liebender Partner vergibt auch Zypkin Dostojewski dessen Antisemitismus.

Der Erzählstrom verflicht zwei Reisen: die der Dostojewskis während der Sommermonate 1867 und Zypkins eigene Erkundungstour mehr als hundert Jahre später ins sowjetisch graue Leningrad, wie Sankt Petersburg damals hieß, wo er bei einer mütterlichen Freundin unterkommt, in deren Schicksal - ihr Mann kam ins Lager, wurde untreu, sie verzieh ihm - Dostojewskis Drama widerhallt. Ihr ist das Buch gewidmet. Zypkin, der profunde Kenner von Dostojewskis Werk und Wirkung, vergegenwärtigt dessen Obsessionen, als wären es seine eigenen. Der lange Atem der über Seiten mäandernden, durch Gedankenstriche lose vernähten "Zypkin-Sätze" trägt durch Epochen und Seelenlandschaften. Szenen aus Dostojewskis Katorga scheinen auf, Figuren seiner Romane, erniedrigende Begegnungen mit Iwan Turgenjew und Iwan Gontscharow, die er anpumpt, dann megalomane Phantasien, aber auch die namenlosen Schatten von Dissidenten des zwanzigsten Jahrhunderts, etwa von Alexander Solschenizyn, der Dostojewskis slawophile Mission fortsetzte, oder von dessen westlich orientiertem Gegenpart, dem Menschenrechtler Andrej Sacharow. Dazwischen aber finden sich immer wieder beglückende Inseln gemeinsamen "Schwimmens", wie Zypkin die ungeschützte Bodenlosigkeit der Liebe umschreibt, mittels deren die jungvermählten Eheleute Dostojewski ihre Wunden heilen.

KERSTIN HOLM

Leonid Zypkin: "Die Brücke über den Fluss". Roman.

Aus dem Russischen von Ganna-Maria Braungardt. Aufbau Verlag Berlin, 2020. 208 S., geb., 22,- [Euro].

Leonid Zypkin: "Ein Sommer in Baden-Baden". Roman.

Aus dem Russischen von Alfred Frank. Aufbau Verlag, Berlin 2020. 312 S., geb., 24,- [Euro]

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Fabian Wolff berührt die Tiefe und Radikalität des Romans von Leonid Zypkin. Dankbar ist er dem Verlag für die Neuauflage des Textes, die eine Wiederentdeckung des bei uns wenig bekannten Autors und mit ihm eines Teils "sowjetischer Schubladenliteratur" ermöglicht, wie der Rezensent erfreut feststellt. Das Buch deutet er als Teil der Selbsttherapie des Autors von den Wunden der Geschichte. Indem Zypkins Erzähler sich an seine Kindheit vor der Ankunft der Nazis 1941 und an sein Studium erinnert, verhandelt der Autor die Umbrüche sowjetischer Geschichte, erläutert der Rezensent, den Zypkins Satzgirlanden an Thomas Bernhard erinnern.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Eine große Wiederentdeckung.« Süddeutsche Zeitung 20200731