Murielle Rousseau entführt die Leserinnen und Leser in die schönsten und einzigartigsten Cafés ihrer Heimatstadt und erzählt auf besondere, charmante und sehr französische Art zahlreiche Café-Geschichten der Vergangenheit und Gegenwart. Ein lebendiges Porträt der traditionellen und modernen Pariser Caféhaus-Tradition.
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Ein Café ist in Paris kein Ort, an dem vornehmlich koffeinhaltige Heißgetränke und Kuchen serviert werden, sondern eine Institution, die morgens mit dem Express an der Theke, mittags über ein günstiges Menü bis zum abendlichen Absacker das Leben versüßt. Die Grenzen zu anderen Bewirtungsbetrieben sind fließend. So fehlt unter den von Murielle Rousseau mit viel Herzblut vorgestellten Cafés nicht die Brasserie Lipp, wo die Sauerkrautplatte schwer wiegt. Auch am Bistro Vivienne geht kein Weg vorbei, zu schweigen vom Fouquet's, in dem Nicolas Sarkozy zum Wahlsieg die Champagnerkorken knallen ließ. Zehn Jahre später wählte Macron aus gleichem Anlass das ebenfalls vorgestellte Rotonde, und wurde für die Wahl des schicken Lokals angefeindet wie seinerzeit Sarkozy. Es geht auch eine Nummer kleiner. Rousseau kennt ihr Pflaster und führt uns an die resopalglänzende Theke des bei den Schauspielern der Comédie Française beliebten Entracte. Oder platziert uns im Boot, einer früheren Schusterei, weshalb es noch leicht nach Leder riecht. Dennoch, etwas mehr Canaille und weniger Nostalgie hätte der Auswahl gutgetan. Wir vermissen das erfrischend unaufgeräumte 19. Arrondissement und denken ans BarOurcq. Oder hätten gern in einem Labor der werdenden grünen Metropole wie dem Ground Control gesessen. Wissen jedoch: Über Cafés lässt sich trefflich streiten - oder eben nicht. ksi.
"Die Cafés von Paris" von Murielle Rousseau (Text) und Marie Preaud (Fotos). Insel Verlag, Berlin 2021. 254 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Gebunden, 14 Euro.
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