Sebastian Moll, Die christliche Eroberung des Alten Testamentes, bup 2010, 77 Seiten, ISBN 978-3-940432-80-3
Der 1980 geborene evangelische Theologe Sebastian Moll, zur Zeit wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Evangelisch -Theologischen Fakultät der Universität in Mainz, gehört zu den jungen
Wissenschaftlern, die durch eigene Forschungen und mutige Ideen die über lange Zeit fast…mehrSebastian Moll, Die christliche Eroberung des Alten Testamentes, bup 2010, 77 Seiten, ISBN 978-3-940432-80-3
Der 1980 geborene evangelische Theologe Sebastian Moll, zur Zeit wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Evangelisch -Theologischen Fakultät der Universität in Mainz, gehört zu den jungen Wissenschaftlern, die durch eigene Forschungen und mutige Ideen die über lange Zeit fast eingeschlafene protestantische theologische Wissenschaft aufmischen wollen und werden.
Unter dem Titel „Die christliche Eroberung des Alten Testamentes“ legt er hier bei bup einen Essay vor, den er im Laufe seiner wissenschaftlichen Laufbahn sicher noch zu einer größeren Monographie ausbauen wird. In diesem Essay zeichnet er die umstrittene Entwicklung in der frühen Kirche nach , bis nach langen und heftigen theologischen Auseinandersetzungen die jüdische Bibel in den Kanon der christlichen Bibel aufgenommen war.
Doch diese Entscheidung für die Aufnahme der forthin „Altes Testament“ genannten Thora hatte ernste und bis in die Gegenwart reichende Folgen. Mit diesem Schritt nämlich war der Weg hin auf einen ständigen Konflikt mit den Juden quasi programmiert. Denn die Übernahme der Thora durch die christlichen Kirche erfolgte natürlich nicht, ohne dass wesentliche Teile in ihrem Sinne uminterpretiert wurden. Und so wurde die christliche „Eroberung“ des AT zu einer verhängnisvollen Weichenstellung hin zu einer Judenfeindlichkeit in der Kirche, deren Folgen bis heute zu spüren sind, auch wenn hier theologisch viel gearbeitet wurde und wird.
Sebastian Moll hält die Entwicklung für nicht umkehrbar. Für ihn gehört das Alte Testament zur Bibel der Christenheit, auch wenn er findet, dass es ein schwieriges Erbe ist.
„Doch wie immer man mit diesem Erbe heute auch umgehen mag, eines ist ganz sicher: Wer das Alte Testament per se für minderwertig erklärt, mag damit eine judenfeindliche Haltung verraten. Wer aber seine Bedeutung für den christlichen Glauben kritisch überdenkt, tut das noch lange nicht.“
Mit diesem Essay ist eine wichtige Debatte angestoßen, die sicher in den nächsten Jahren zunächst auf akademischre Ebene weitergehen wird. Ihre Ergebnisse darf man gespannt verfolgen.