Auszug: Aber es ist ja gar nicht wahr, daß die Frauen so viel Geschmack haben, wie man immer behaupten hört; es ist gar nicht wahr, daß sie so viel Schick und Erfindungsgabe in ihrer Toilette entwickeln. Das kann man jeden Tag zehnmal, kann es hundertmal bemerken, wenn man nur will. Besonders aber im Karneval, in dieser Zeit der glänzenden Gesellschaftsparaden, der Soireen, der Routs, der Diners und der großen Theaterabende. Man redet es ihnen bloß beständig vor, sie seien so raffiniert, so listenreich, so voll virtuoser Anmut, sich zu putzen. Weiß der Teufel, welch ein Charmeur, welch ein galanter Plauderer diese Fabel erfunden hat, die nun alle Männer mit umnebelten Sinnen völlig urteilslos nachbeten. Aber der Verdacht liegt nahe, jener Charmeur müsse doch irgendwie ein Provinzler gewesen sein. Nein, die meisten Frauen sind keineswegs listenreich in diesem Punkt. Ihre kleinen Toilettenkünste und -kniffe sind gewöhnlich so schnell zu durchschauen und sind von einer solchen Trivialität, daß es sich schon kaum mehr lohnt, diesen ewig wiederholten, ewig gleichen Versuchen gegenüber den Klügeren zu spielen. Sie sind nur selten raffiniert, wenn sie sich putzen. Denn sowie sie nur eine Schwäche verbergen oder einen Reiz ihres Wesens unterstreichen möchten, werden ihre Absichtlichkeiten so deutlich, liegen ihre kleinen Verlogenheiten so rührend klar am Tage, daß sie darin fast schon den unschuldigen Kindern gleichen, die beim Spielen mogeln.
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