Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Französische Philologie - Literatur, Note: 1,0, Universität Augsburg, Veranstaltung: Der Roman des französischen Realismus, Sprache: Deutsch, Abstract: Im Rahmen der umfassenden Darstellung der Gesellschaft seiner Zeit in der „Comédie humaine“ schreibt Honoré de Balzac 1835 auch den Roman „Le Père Goriot“. Er erzählt die Geschichte eines Vaters von zwei Töchtern in den gesellschaftlichen Umwälzungen der Restauration. Zunächst wird geschildert, wie die Familie Goriots einen so rasanten sozialen Aufstieg erlebt, wie er mit dem Ausklang des 18. Jahrhunderts aufgrund der veränderten Umstände zum ersten Mal möglich wird. Doch Balzac möchte auch darstellen, „wie prekär ein auf Geld gegründeter gesellschaftlicher Aufstieg unter der restaurierten Monarchie ist“ und wie schnell der jähe Absturz folgen kann. Exemplarisch schildert er die Geschichte des Revolutionsgewinnlers Jean-Joachim Goriot und seiner Töchter, deren weiteres Leben in den Romanen „La Maison Nucingen“ und „Gobseck“ fortgeführt wird. In „Le Père Goriot“ bringt Balzac die Vertreter aller wichtigen gesellschaftlichen Schichten der Restauration schon allein in der Familie von Goriot unter und obwohl der Roman natürlich noch eine große Anzahl weiterer Figuren umfasst, sollen fünf, Vater, Töchter und Schwiegersöhne ausreichen, das Spektrum in seinen Grundzügen zu beschreiben: den Erbadel, den Geldadel und das nach Macht und Prosperität strebende Bürgertum. Anhand dieser Figuren schildert er die gesellschaftlichen Umstände der einzelnen Klassen. Bei der Betrachtung der einzelnen Figuren in ihrem sozialen Kontext, muss Balzacs „Konzeption des Menschen als eines vom Spiel der gesellschaftlichen Kräfte determinierten Wesens“ berücksichtigt werden. Das heißt, dass Balzacs Charaktere nicht nur durch ihren eigentlichen gesellschaftlichen Kontext, wie auch durch andere rein äußerliche Dinge wie Kleidung und Wohnung, verstanden werden sollen, es soll auch berücksichtigt werden, inwiefern soziale Umstände diese Figuren in ihrem Handeln beeinflussen. Goriots gesellschaftlicher Aufstieg vom mittellosen Arbeiter zum neureichen Bürger, der vor dem Einsetzen der Handlung stattfindet, wird vor allem im Gespräch von Mme. de Langeais und Mme. de Beauséant wiedergegeben: In seinen jungen Jahren war Goriot ein einfacher Arbeiter in einer Nudelfabrik. Während der Revolution gelangte er – wie auch M. de Taillefer auf nicht allzu ehrenwerte Weise - zu großem Reichtum, nämlich indem er die Nahrungsknappheit im Volk ausnutzte, um die Preise für Mehl in die Höhe zu treiben.