Examensarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Theologie - Systematische Theologie, Note: 1,1, Universität Leipzig (Theologische Fakultät, Institut für Systematische Theologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Das Wort vom Kreuz war den griechischen und jüdischen Zeitgenossen des Paulus ein Ärgernis und eine Torheit (1 Kor 1,23). Was könnte ärgerlicher und anstößiger sein, als die »Frohbotschaft« vom gekreuzigten Gott? Bis in heutige Zeit hinein scheint sich das Wort vom Kreuz in innertheologischen Kontroversen einer dogmatischen oder moralistischen Engführung erfolgreich zu widersetzen. Unabhängig vom Streit um bestimmte Interpretamente des historischen Kreuzestodes Jesu möchte diese Arbeit das Wort vom Kreuz als eine Dynamik betrachten, die einer Dynamik zwischen Gott und Mensch entspricht. Daher liegt der Ausgangspunkt dieser Arbeit in Martin Luthers Kreuzestheologie, da diese versucht, mithilfe der Deutungskategorien von Kreuz und Auferstehung ein relationales Geschehen zwischen Gott und Mensch in Worte zu fassen. Das Wort vom Kreuz hat für Luther Verweischarakter und transzendiert in metaphorischer Sprache vorfindliche Wirklichkeit. Dabei liegt die Bedeutung des Wortes für Luther allein in seiner Relationalität begründet. Nur durch den kontingent entstehenden Glauben erhält das Wort vom Kreuz Bedeutsamkeit im Subjekt, weil es dann existenziell wird. Durch den Glauben nämlich wird eine Beziehung des Subjekts zu Gott möglich, die außersubjektiv konstituiert, aber mit der subjektiv erfahrbaren, durch das Kreuz deutbaren Lebenswirklichkeit untrennbar verbunden ist. Der Fokus dieser Arbeit liegt in der Untersuchung einer Möglichkeit, das Wort vom Kreuz im Sinne Luthers als existenzielles Deutungsmuster, als Schnittstelle zwischen Christologie und Anthropologie zu begreifen und zu artikulieren. Diese Möglichkeit liegt in Bachs Kantaten, die heutzutage allein schon in Leipzig wöchentlich bei vielen Menschen Gehör finden und in denen sich Luthers Kreuzestheologie in musikalischer Form niedergeschlagen hat. Womöglich vermag es Musik in besonderer Weise, die existenziellen Gehalte der Theologie Luther zu transportieren, da sie als kognitives und sinnliches Medium die anthropologische Ganzheitlichkeit des Glaubens bedient. Da Bachs Musik nicht nur Ausdruck, sondern auch Interpretation theologischer Inhalte darstellt, gilt es, eben diesen bestimmten Interpretationen in Wort und Ton nachzuspüren. Insofern wird zu fragen sein, ob und inwiefern wesentliche Aspekte der Kreuzestheologie Luthers in Bachs Kantaten nachweisbar sind.
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