Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Latinistik - Literatur, Universität Münster (Klassische Philologie), Veranstaltung: Livius und die Logik des Erzählens, Sprache: Deutsch, Abstract: Niccolò Machiavelli, eigentlich Niccolò di Bernardo dei Machiavelli, wurde am 3. Mai 1449 in Florenz geboren und starb dort am 21. Juni 1527. Er lebte somit zum einen während einer Zeit, in der die „Grundfesten der mittelalterlichen Welt […] erschüttert (waren)“, und man „nach neuen Formen“ suchte, die man nach der Abkehr von der heiligen Scheu und der Jenseitsorientierung in der Hinwendung zum Diesseits und der Entdeckung des Individuums fand: der Renaissance; zum anderen lebte er in einem Land, in dem „in den besten Köpfen die Sehnsucht nach […] einem einheitlichen Nationalstaat“ brannte, für dessen Gestaltung jedoch im Italien der Renaissance aufgrund komplizierter Machtkonstellationen kein Raum war. Machiavellis Vater ermöglichte seinem Sohn trotz seines geringen Verdienstes als Anwalt und der hohen Kosten eine „ausgezeichnete Einführung in die ,studia humanitatis’“ , also der damals aufkommenden Geisteshaltung des Humanismus, zu deren führenden Vertretern M. heute gezählt wird. Im Rahmen dieser Ausbildung erwarb er umfassende Kenntnisse über antike Autoren sowie deren Schriften und lernte „Grammatik und Latein […] in einem Alter, in dem man nach dem Aufbau modernen Schulunterrichts noch in der Muttersprache weder lesen noch schreiben kann“ . Somit ist es nicht verwunderlich, dass M. in seinen Discorsi, also seiner Auseinandersetzung mit den „Problemen der inneren und äußeren Politik, der Staatsführung, der Verfassung und Verwaltung, der Volkswirtschaft, Kolonialpolitik und Kriegsführung“ einen antiken Geschichtsschreiber zu Rate zog. Dass er sich letztlich für Titus Livius entschied, statt z.B. für Tacitus, liegt nach Zorn zum einen am Stoff, da sich nur Livius mit der Gründung des römischen Staates befasst habe, zum anderen an der Tatsache, dass beide überzeugte Republikaner gewesen seien.