Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Didaktik für das Fach Französisch - Literatur, Werke, Note: 1,0, Universität zu Köln, Sprache: Deutsch, Abstract: Im 19. Jahrhundert strebten junge Männer scharenweise von der province in die Hauptstadt Paris in der Hoffnung, dort sowohl in der Liebe als auch wirtschaftlich das Glück zu finden und in der Gesellschaft aufzusteigen. Dies Schema wurde häufig auch zum Motiv der Literatur, wie bspw. auch in Honoré de Balzacs Le Père Goriot, in dem Eugène de Rastignac, ein mittelloser Student nach Paris kommt und durch Ehrgeiz und Skrupellosigkeit gesellschaftlich aufsteigt. Auch Frédéric Moreau geht aus seinem provinziellen Heimatort Nogent-sur-Seine nach Paris, um sich dort in der Politik, Literatur und Liebe selbst zu verwirklichen. Jedoch versäumt er die ihm sich bietenden Möglichkeiten, um irrealen, idealen Zielen nachzueifern. Eine Karriere als Anwalt und Politiker verfolgt er nur halbherzig, und auch als er sich in die verheiratete Madame Marie Arnoux verliebt, ergreift er keine der Gelegenheiten und widmet sich stattdessen anderen Frauen. So bleibt sowohl die politische Karriere erfolglos als auch die romantisch beginnende Liebe unerfüllt. Als er am Ende des Romans mit seinem Jugendfreund Deslaurier an sein Leben erinnert, fällt ihm lediglich ein – ebenfalls – gescheiterter Bordellbesuch mit seinem Freund ein, der ihnen rückblickend als das Beste erscheint, was ihnen widerfahren ist. Keller bezeichnet Gustave Flaubert als „Begründer des weltläufigen Gesellschafts- und Desillusionsromans.“ Seine entschiedene Abneigung gegen die Moderne und ihre Gesellschaft sei zwar „reaktionär und doch wieder modern“ gewesen und er sei damit ein Erfinder „moderner literarischer Techniken.“ Die Liebesgeschichte von Madame Arnoux und Frédéric Moreau gleicht laut Geisenhanslüke einer „programmatischen Verabschiedung romantischer Subjektivität.“ Denn das, was Flaubert der époque sentimentale und den Romantikern vorwirft, ist die Verwechselung und Imitation romantischer Leseerfahrungen im Lebensweltlichen und die Wahrnehmung der Romantik als „leicht applizierbare Lebenshilfe, der sich jedweder (naive) Schriftsteller wie Leser bedienen kann.“ Die Desillusionierung der romantischen Liebe vollzieht sich in zwei Phasen. Die erste Phase der Illusionsbildung und letztlich der Bruch mit allen romantischen Vorstellungen in der zweiten Phase werden in dieser Hausarbeit untersucht. Das Augenmerk liegt hierbei auf der unerfüllten Liebesgeschichte zwischen Frédéric Moreau und Madame Marie Arnoux, die den „Mittelpunkt der in der Éducation sentimentale dargestellten Verwirrung des Herzens“ bildet.