Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,0, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Germanistisches Institut), Veranstaltung: Musik-Lektüre, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Untersuchung widmet sich weniger dem schon vielfach durchleuchteten Protagonisten von Der Mann ohne Eigenschaften, sondern seinen Frauen. Es sollen die Figuren Leona und Bonadea, die eher Randfiguren im Werk sind, und eine zentrale Frauenfigur –Clarisse– analysiert werden. Zentral sind aber nur ihre Positionen im ersten Teil des ersten Buches, da Roman intern schon in dieser ‚Art Einleitung‘ die wesentlichen Haltungen bezüglich des Untersuchungsschwerpunkts manifestiert sind und eine ausführlichere Analyse des gesamten Romans den Rahmen einer Hausarbeit sprengen würde. Die Wahl des Schwerpunkts resultierte aus einer vorläufigen Untersuchung der Figuren, wobei evident wurde, dass Erotik, besonders aber die zerstörerische Kraft der Erotik, ein komplexes Thema ist, welches im gesamten Werk vorzufinden ist. Fast jede Person ist diesem Bedeutungskreis einzuordnen, bzw. lassen sich Personenkonstellationen manchmal nur über libertinöse Neigungen zueinander herstellen. Eingangs wird das Phänomen der „Anomie der Libido“ als Symptom seiner Zeit grob umrissen. Markant dabei sind die Tendenzen in der Fin de siècle und Décadence-Literatur, explizit bei Thomas Mann und Oscar Wilde. Daran an schließt sich einführend ein Überblick über die „sexuelle[n] Aberrationen“ und die Rolle der Erotik in Musils Monumentalwerk, um sich dann schrittweise den intimen Kreisen der gefräßigen Leona, der nymphomanischen Bonadea und der frigiden Clarisse zu nähern. Dabei sollen immer die Beziehung der Damen zu Ulrich, die fast immer sexueller Natur sind, natürlich die Frauen selbst und Ulrichs Positionierung zu ihnen im Vordergrund stehen. Die Rolle der Erotik hat bei der Betrachtung einen erhöhten Stellenwert, da gerade für Leona und Bonadea die Beziehung zu Ulrich (vorerst) auf diesem Punkt stagniert. Die Figur der Clarisse ist da schon diffiziler, da sie um die Perspektive ihres Gattens und dem ehelichen Liebesleben erweitert wird. Abschließend wird umrissen, inwiefern die sexuellen Verhältnisse in Musils Hauptwerk Analogien zu den zwischenmenschlichen Beziehungen darstellen.