Examensarbeit aus dem Jahr 1999 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - 1848, Kaiserreich, Imperialismus, Note: 2,0, Universität Münster, Sprache: Deutsch, Abstract: Südafrika spielte bis weit in das 19. Jahrhundert hinein als Objekt der deutschen Kolonialdiskussion nur eine marginale Rolle. Dies begann sich mit der Gründung von Burenrepubliken nördlich der Flüsse Vaal (Transvaal, 1852) und Oranje (Oranje-Freistaat, 1854) infolge anglo-burischer Konflikte und der wissenschaftlichen Erschließung des Kontinents zu ändern. Den wichtigsten Impetus erhielt die Burenagitation aber durch die Diamantenfunde in Südafrika (1867), die dessen enorme ökonomische Potentiale erahnen ließen, und durch die Gründung des Deutschen Reiches (1871), die ein überseeisches Engagement nunmehr realisierbar erscheinen ließ. Das Fundament für die deutsche Burenagitation legte ab Ende der Siebziger Jahre Ernst von Weber, dessen agitatorisches Erbe in den Neunziger Jahren der Alldeutsche Verband antrat. Im Rahmen der Analyse dieser Publikationen werden auch einige burenkritische Stimmen vorgestellt. Um zu klären, ob diese Agitation im kolonialagitatorischen Elfenbeinturm erfolgte, wird im zweiten Hauptteil der Arbeit untersucht, wie sich das Verhältnis zwischen Deutschen und Buren in Südafrika gestaltete. Hierzu werden die Arbeit der Berliner und Hermannsburger Mission in Südafrika, die deutsch-burischen Wirtschaftsbeziehungen sowie die Beziehungen zwischen deutschen und burischen Siedlern in den Burenstaaten und in Deutsch-Südwestafrika beleuchtet. Wie der zweite Hauptteil der Arbeit zeigt, entsprach die Vorstellung einer deutsch-burischen Freundschaft vor Ort selber mehr der Fantasie als der Realität. Im dritten Hauptteil wird der Burenfaktor in der deutschen Außenpolitik dargestellt, wobei auch eine Einordnung in den gesamtpolitischen Rahmen des deutschen Imperialismus erfolgt und die innenpolitischen Implikationen berücksichtigt werden. Die Quellenbasis dieser Arbeit bilden kolonialagitatorische Schriften, Zeitungen wie die „Deutsche Kolonialzeitung“, der „Export“ und die „Alldeutschen Blätter“, die einschlägigen Missionszeitschriften sowie die persönlichen Quellen der damaligen Entscheidungsträger in Südafrika bzw. Deutschland und die publizierten Dokumentensammlungen.