Examensarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - 1848, Kaiserreich, Imperialismus, Note: 2 (gut), Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (Institut für Geschichte (Philosophische Fakultät I)), Sprache: Deutsch, Abstract: Der 15. März 1991 stellt in der jüngsten Geschichte Deutschlands eine Zäsur dar, deren tiefere Bedeutung einem Großteil der deutschen Öffentlichkeit wohl noch nicht in ihrer ganzen Tragweite zum Bewusstsein gekommen ist. Durch das In-Kraft-Treten des "Zwei-plus-Vier"-Vertrags ist Deutschland erstmals nach mehr als siebzig Jahren wieder ein souveräner und völkerrechtlich vollständig handlungsfähiger Staat mit allen Rechten und Pflichten innerhalb der internationalen Staatengemeinschaft. Diese Tatsache muss zwangsläufig zu einem veränderten Blick auf außenpolitische Bedrohungen führen, da von Deutschland nun (abgesehen vom "worst case" in den Zeiten des Kalten Krieges) auch in lokal begrenzten, weltweiten Konflikten eine aktive militärische Teilnahme erwartet wird. Nirgendwo spiegelt sich diese neue Sichtweise sowie die Hoffnungen und Befürchtungen der Öffentlichkeit deutlicher wider als in den Medien. Innerhalb dieses öffentlichen Diskurses nimmt die gedruckte Zeitung trotz aller Technisierung auf diesem Gebiet auch im 21. Jahrhundert noch eine Position von herausragender Bedeutung ein. Es bietet sich deshalb an, den Blick zurück zu richten auf die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und zu untersuchen, wie sich eine außenpolitische Krise im Zeitalter des souveränen Deutschen Kaiserreiches in einem typischen Blatt der wilhelminischen Presse darstellte. Wie kaum ein anderes Menetekel ist die 2. Marokkokrise dazu geeignet, die national aufgewühlte Stimmung im Kaiserreich angesichts der drohenden Kriegsgefahr in Europa und der Welt einzufangen, so dass der äußere Anlass dieser Untersuchung schnell zu bestimmen war. Schwieriger verhält es sich mit der Auswahl einer "typischen" Zeitung, denn die deutsche Presse konnte trotz ihrer frühen Anfänge im 17. Jahrhundert zum Zeitpunkt der genannten Krise im Jahr 1911 erst auf eine relativ kurze Geschichte zurückblicken. Weitgehend unbestritten ist es in der Presseforschung nämlich, "den Zeitraum um 1848 als die entscheidende Zäsur für das Entstehen des modernen Zeitungswesens anzuerkennen".1 Deshalb sollen im ersten Teil dieser Arbeit, nach einem kurzen Überblick über die Anfänge des Pressewesens, die wichtigsten Stationen der etwas mehr als sechzig Jahre beleuchtet werden, die zwischen der Märzrevolution und dem bekannten "Panthersprung" nach Agadir liegen. [...]