Masterarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Geschichte Europas - Zeitalter Weltkriege, Note: 2,3, Universität Potsdam, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Baltikum diente in beiden Weltkriegen den Deutschen und Russen bzw. Sowjets als Verhandlungs- und Ausbeutungsmasse. Geografisch an den Grenzen zweier Großmächte gelegen, fungierte es bei einem militärischen Konflikt als Durchmarsch- und Kampfgebiet der beiden Machtblöcke. Besonders Litauens Geschichte ist eng mit dem Kriegsverlauf und der deutschen Besatzungspolitik verbunden. Im Ersten und im Zweiten Weltkrieg war das Land ähnlich lange von deutschen Truppen besetzt, nämlich von 1915 bis 1918 und von 1941 bis 1944. In der ersten Besatzungsperiode war Litauen Teil des Gebiets des Oberbefehlshabers Ost ("Ober Ost") und somit einer Militärverwaltung unterstellt. Im Zweiten Weltkrieg hingegen stand das Land unter der Zivilverwaltung eines Reichskommissars. Das Baltikum als historischer Raum ist insoweit interessant, als hier drei Staaten, nämlich Estland, Lettland und Litauen, eine ähnliche Entwicklung im Zeitalter der Weltkriege durchlaufen haben. Trotzdem war der Fokus der Forschung bisher kaum auf diese Region in Mittelosteuropa gerichtet. Litauen nimmt allerdings gegenüber den anderen baltischen Staaten eine Sonderrolle ein. Das Land besaß keine alte deutsche Oberschicht, war direkter Nachbar des Deutschen Reiches und am längsten besetzt. Zudem sind Unterschiede in ethnischer, ideologischer und militärischer Hinsicht erkennbar. Beispielsweise war die militärische Unterstützung Litauens für das Deutsch Reich im Ersten und im Zweiten Weltkrieg außerordentlich geringer als in Estland und Lettland. Außerdem wurde die litauische Bevölkerung als weniger "rassisch" wertvoll von der NS-Führung betrachtet. Da sich der Grenzverlauf Litauens im Zeitalter der Weltkriege mehrmals veränderte, werden in der vorliegenden Arbeit die drei früheren russischen Gouvernements Suwalki, Kauen (Kowno) und Wilna (Vilnius) als litauisches Staatsgebiet verstanden, wobei kleinere Teile der früheren Gouvernements nicht dem unter deutscher Kontrolle stehenden litauischen Staatsgebiet zugeschlagen wurden. Dies ist von besonderer Bedeutung, da beispielsweise die Region um Wilna von seiner Bevölkerungsstruktur her sehr heterogen war und von litauischen und polnischen Nationalisten beansprucht wurde, was wiederum Auswirkungen auf die deutsche Bevölkerungs- und Besatzungspolitik haben musste. Zudem war der Anteil der jüdischen Bevölkerung in den größeren Städten Litauens besonders hoch und bildete einen wesentlichen wirtschaftlichen Faktor. [...]
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