Wer aus den Fehlern der Vergangenheit nicht lernen will, ist verdammt, sie zu wiederholen. Bosnien, Ruanda und Dafur belegen diese alte Weisheit. Der Autor, ein Schweizer Völkerrechtler und Historiker, hat in seinem nun in 5. Auflage vorliegenden Buch "Anmerkungen zur Vertreibung" ein einführendes Werk geschaffen, das nicht bei der bloßen Beschreibung der oft schrecklichen Geschehnisse haften bleibt, sondern darüber hinaus den Vorgang historisch korrekt einbettet. Die Vorgeschichte der Vertreibung der Deutschen aus dem Osten, der Versailler Vertrag, die Lage der Deutschen in Polen und der Tschechoslowakei in der Zwischenkriegszeit, die antideutschen Pogrome in Polen nach Kriegsbeginn 1939, aber auch Hitlers "Lebensraum-Ideen" werden ausführlich behandelt, wobei deutlich wird, daß letztere nicht als Ursache oder Entschuldigung der Vertreibung herangezogen werden können. Einen großen Teil des Buches nimmt die Beschreibung der Vertreibung selbst ein, wobei die Berichte von Zeitzeugen, Dokumente, Zahlen und Abbildungen dabei helfen, das schreckliche Geschehen nachvollziehbar zu machen. 12 Millionen Menschen wurden dabei nach Westen vertrieben, mehr als zwei Millionen kamen um oder wurden direkt getötet. Sind die Verbrechen Hitlers tatsächlich der Grund für die Massenverteibungen oder spielten andere Planungen im Osten wie bei den Westalliierten eine bedeutende Rolle? Auch dieser Frage geht der Autor nach, um abschließend die Eingliederung der Heimatvertriebenen in der Bundesrepublik zu schildern. Neu veröffentlichte Fotos aus dem Fundus des Roten Kreuzes in Genf machen das Buch in besonderer Weise unverzichtbar. "Eine erschütternde Mahnung" Die Welt.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.07.2006Fast ein Klassiker
Vertreibungsforscher de Zayas
Bei der Darstellung von Alfred M. de Zayas handelt es sich um die Neuauflage der 1986 erstmals publizierten "Anmerkungen zur Vertreibung der Deutschen aus dem Osten", deren englische Originalausgabe bereits ein Jahr zuvor unter dem Titel "A Terrible Revenge. The Ethnic Cleaning of the East European Germans" in New York erschien. Der Autor gehört seit dem Erscheinen seines vielbeachteten Klassikers "Nemesis at Potsdam" (London 1977), welcher in Deutschland erst im vergangenen Jahr unter dem Titel "Die Nemesis von Potsdam" in einer veränderten Neuausgabe herauskam, unzweifelhaft zu den führenden Fachmännern auf dem Gebiet einer vor allem völkerrechtlich orientierten Vertreibungsforschung. Ihm gelang es zudem stets, auch außerhalb der wissenschaftlichen Zunft einen großen Leserkreis zu gewinnen.
Man geht wohl kaum fehl in der Annahme, wenn man die Neuauflage als eine Art Antwort auf Veröffentlichungen wie Michael Brumliks Streitschrift "Wer Sturm sät. Die Vertreibung der Deutschen" betrachtet. Der Band ist nämlich, wie die Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen (BdV), Erika Steinbach, in ihrem Geleitwort andeutet und de Zayas in seinen "Schlußfolgerungen" dezidiert bekennt, auch als Beitrag zur kontroversen Diskussion über das vom BdV angestrebte "Zentrum gegen Vertreibungen" in Berlin zu lesen. Der Autor ergreift hierbei deutlich Partei im Sinne der BdV-Position. Die Vorzüge der "Anmerkungen" zeichnen jetzt die deutlich erweiterte Neuauflage aus: Es stellt ein im besten Sinne des Wortes populärwissenschaftliches, mit 120 Fotos reichbebildertes Kompendium dar, das sich an ein breites, historisch interessiertes Publikum wendet. Es vermittelt anschaulich, gut lesbar, quellenorientiert und ohne Polemik Grundwissen zu einem nach wie vor wichtigen Thema.
MATTHIAS STICKLER
Alfred M. de Zayas: Die deutschen Vertriebenen. Keine Täter - sondern Opfer. Hintergründe, Tatsachen, Folgen. Ares Verlag, Graz 2006. 247 S., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Vertreibungsforscher de Zayas
Bei der Darstellung von Alfred M. de Zayas handelt es sich um die Neuauflage der 1986 erstmals publizierten "Anmerkungen zur Vertreibung der Deutschen aus dem Osten", deren englische Originalausgabe bereits ein Jahr zuvor unter dem Titel "A Terrible Revenge. The Ethnic Cleaning of the East European Germans" in New York erschien. Der Autor gehört seit dem Erscheinen seines vielbeachteten Klassikers "Nemesis at Potsdam" (London 1977), welcher in Deutschland erst im vergangenen Jahr unter dem Titel "Die Nemesis von Potsdam" in einer veränderten Neuausgabe herauskam, unzweifelhaft zu den führenden Fachmännern auf dem Gebiet einer vor allem völkerrechtlich orientierten Vertreibungsforschung. Ihm gelang es zudem stets, auch außerhalb der wissenschaftlichen Zunft einen großen Leserkreis zu gewinnen.
Man geht wohl kaum fehl in der Annahme, wenn man die Neuauflage als eine Art Antwort auf Veröffentlichungen wie Michael Brumliks Streitschrift "Wer Sturm sät. Die Vertreibung der Deutschen" betrachtet. Der Band ist nämlich, wie die Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen (BdV), Erika Steinbach, in ihrem Geleitwort andeutet und de Zayas in seinen "Schlußfolgerungen" dezidiert bekennt, auch als Beitrag zur kontroversen Diskussion über das vom BdV angestrebte "Zentrum gegen Vertreibungen" in Berlin zu lesen. Der Autor ergreift hierbei deutlich Partei im Sinne der BdV-Position. Die Vorzüge der "Anmerkungen" zeichnen jetzt die deutlich erweiterte Neuauflage aus: Es stellt ein im besten Sinne des Wortes populärwissenschaftliches, mit 120 Fotos reichbebildertes Kompendium dar, das sich an ein breites, historisch interessiertes Publikum wendet. Es vermittelt anschaulich, gut lesbar, quellenorientiert und ohne Polemik Grundwissen zu einem nach wie vor wichtigen Thema.
MATTHIAS STICKLER
Alfred M. de Zayas: Die deutschen Vertriebenen. Keine Täter - sondern Opfer. Hintergründe, Tatsachen, Folgen. Ares Verlag, Graz 2006. 247 S., 19,90 [Euro].
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