Studienarbeit aus dem Jahr 2019 im Fachbereich Philosophie - Sonstiges, Note: 1-, Universität Leipzig, Veranstaltung: Ethik der Gegenwart, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob die Verneinung vom Schicksal bei Alexander von Aphrodisias ein Fall von Inkommensurabilität sei. In der wissenschaftsphilosophischen Fachliteratur nach Kuhn und Feyerabend ist die vermeintliche Unverträglichkeit zweier Theorien auf dem ein und -selben Gebiet wissenschaftlicher Forschung zu einer Intuition geworden, derer man sich gerne teils aus guten Gründen und teils aus Trägheit bedient. Wo immer zwei Theorien in einem sachbezogenen Anwendungszusammenhang auftreten, ist der Verweis auf deren gegenseitiges Ausschließen bereits in die Tinte getaucht. Das Stichwort lautet hier: Inkommensurabilität. Was diese bedeuten soll, ist bis heute nicht restlos geklärt, zumal einer der Autoren, Thomas Kuhn, kurz vor seinem Tod Teile dieser Theorie aufgegeben hat. Ungeachtet dessen bilden die Überlegungen Kuhns zur Inkommensurabilität wissenschaftlicher Theorien in seinem im Original 1962 erschienenen Struktur der Wissenschaftlichen Revolution den Ausgang dieser Arbeit, in denen das erste Charakteristikum dieses Begriffs, den man die historische Inkommensurabilität nennen könnte, besonders gut ausgearbeitet ist. Wenn die Rede hier von historischer Inkommensurabilität ist, dann ist lediglich die Systematisierung des Inkommensurabilitätsbegriffs auf einer generisch höheren Stufe gemeint, auf der der Wandel eines wissenschaftlichen Bereichs in seiner Struktur diachronisch erfasst wird. Diesen Wandel beschreibt Kuhn als Paradigmawechsel, dessen Entstehen ich zwecks der Nachvollziehbarkeit periodisch durch vor-, paradigmatischen und revolutionären Phasen wissenschaftlicher Entwicklung darstellen werde. Da nun sowohl die Befolgung verschiedener Paradigmata in der paradigmatischen Phase, wie auch deren Verschiebung nach einer wissenschaftlichen Revolution, als Grund für die Inkommensurabilität wissenschaftlicher Theorien angesehen wird, erscheint es mir sinnvoll diesen Begriff in systematischer Weise zu analysieren, um am Ende eine für mein Vorhaben brauchbare Methode abzuleiten, die ich auf das Hauptanliegen dieser Arbeit, nämlich die Polemik Alexander von Aphrodisias‘ gegen den stoischen Schicksalsbegriff in seinem De fato anwenden kann.