Vom Schwarzen Meer bis zum Schwarzwald: Anders als berühmte Donau-Reisende vor ihm nimmt der britische Journalist und Filmemacher Thorpe den umgekehrten Weg und nähert sich von der Mündung aufwärts zu Fuß, mit dem Fahrrad, Boot, Zug, manchmal auch mit dem Auto der Quelle des fast dreitausend Kilometer langen Stromes in Deutschland. Auf dem Balkan, stellt Thorpe gleich anfangs fest, entwickelten sich zivilisierte Kulturen lange vor dem Westen. Und so verwebt er auf seiner Reise prägnant das Einstige mit der Gegenwart und schafft es, unterschiedlichsten Menschen - von Schiffern bis zu Mönchen, von Wissenschaftlern bis zu Roma-Mädchen - wunderbare Geschichten zu entlocken und Europa und seine Kulturgeschichte neu zu entdecken.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.05.2018Links und rechts der Donau hin
Es ist kein extravaganter Einfall, sondern ein wohlkalkulierter Plan, wenn Nick Thorpe die Geschichte eines Flusses gewissermaßen "von hinten" aufrollt: von der Berührung der hier vielarmigen Donau mit dem Schwarzen Meer bis zu dem Becken nahe der Donaueschinger Stadtkirche Sankt Johann, das eine von mehreren Quellen markiert. "Ich glaube, etwas anderes anbieten zu können", schreibt der Autor am Anfang seines Buches. Das klingt etwas überheblich gegenüber all jenen Literaten, die sich mit der Strömung bewegt haben, aber damit meint Nick Thorpe wahrscheinlich seinen besonderen Blickwinkel: Der Schwerpunkt der Beschreibung liegt nicht auf den sanften und zivilisierten Flussabschnitten, sondern er beschäftigt sich vor allem mit der "rauhen" Donau, die noch etwas von ihrem Urzustand erkennen lässt. Dass dieser Teil der Donau Nick Thorpe näherliegt, ist einleuchtend: Er lebt seit vielen Jahren in Budapest, immer mit der Orientierung nach Osten und vertraut mit dem Schicksal des Flusses zwischen den antiken Ruinen von Histria und der Burg Devin an der Einmündung der March. Fast drei Viertel seines Buches widmet er dieser Strecke - zumal der Autor immer wieder abschweift nach rechts und links des Flusses, in der Historie kramt, allerlei wichtige und unwichtige Begegnungen hat und immer wieder - manchmal recht überflüssig - von sich selbst erzählt. Alles in allem aber ergeben seine Geschichten ein sehr lebendiges und lehrreiches Porträt der Donau mit dem gut begründeten Nachweis, dass es keinen europäischen Strom gibt, der mehr mit der Geschichte dieses Kontinents verwoben ist.
tg
"Die Donau - Eine Reise gegen den Strom" von Nick Thorpe. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2017. 382 Seiten. Gebunden, 26 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Es ist kein extravaganter Einfall, sondern ein wohlkalkulierter Plan, wenn Nick Thorpe die Geschichte eines Flusses gewissermaßen "von hinten" aufrollt: von der Berührung der hier vielarmigen Donau mit dem Schwarzen Meer bis zu dem Becken nahe der Donaueschinger Stadtkirche Sankt Johann, das eine von mehreren Quellen markiert. "Ich glaube, etwas anderes anbieten zu können", schreibt der Autor am Anfang seines Buches. Das klingt etwas überheblich gegenüber all jenen Literaten, die sich mit der Strömung bewegt haben, aber damit meint Nick Thorpe wahrscheinlich seinen besonderen Blickwinkel: Der Schwerpunkt der Beschreibung liegt nicht auf den sanften und zivilisierten Flussabschnitten, sondern er beschäftigt sich vor allem mit der "rauhen" Donau, die noch etwas von ihrem Urzustand erkennen lässt. Dass dieser Teil der Donau Nick Thorpe näherliegt, ist einleuchtend: Er lebt seit vielen Jahren in Budapest, immer mit der Orientierung nach Osten und vertraut mit dem Schicksal des Flusses zwischen den antiken Ruinen von Histria und der Burg Devin an der Einmündung der March. Fast drei Viertel seines Buches widmet er dieser Strecke - zumal der Autor immer wieder abschweift nach rechts und links des Flusses, in der Historie kramt, allerlei wichtige und unwichtige Begegnungen hat und immer wieder - manchmal recht überflüssig - von sich selbst erzählt. Alles in allem aber ergeben seine Geschichten ein sehr lebendiges und lehrreiches Porträt der Donau mit dem gut begründeten Nachweis, dass es keinen europäischen Strom gibt, der mehr mit der Geschichte dieses Kontinents verwoben ist.
tg
"Die Donau - Eine Reise gegen den Strom" von Nick Thorpe. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2017. 382 Seiten. Gebunden, 26 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Ein sehr lehrreiches und lebendiges Porträt der Donau mit dem gut begründeten Nachweis, dass es keinen europäischen Strom gibt, der mehr mit der Geschichte des Kontinents verwoben ist." Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.05.18
"Genau das macht das Buch so spannend und verdienstvoll, dass Thorpe die marginalisierten und wegen ihrer wirtschaftlichen Probleme oft verspotteten Menschen und Länder Südosteuropas in den Mittelpunkt rückt ... Weil der Autor sich nicht zu schade ist, mit vielen Menschen dort zu reden, lernt man sehr viel über deren Lebensweise, deren Träume und Probleme." Hans Gasser, Süddeutsche Zeitung, 28.11.17
"Der Strom fließt durch 'eine Region multipler Identitäten', die in Nick Thorpes farbenprächtiger Prosa ganz nah rückt - nicht so romantisch verklärt, sondern mit Ecken und Schrunden, historischen Wunden und neuen Verletzungen. Es ist ein Buch, das stauen lässt und in dem hinter jeder Donaubiegung etwas Neues wartet - etwas, das alte Vorstellungenplötzlich in neuem Licht erscheinen lässt." Irene Binak, MDR Kultur, 22.11.17
"In seiner Flussmonografie erzählt der englische Osteuropa-Korrespondent Nick Thorpe von den Lebensverhältnissen und Traditionen des Donauraums - materialreich und gut recherchiert." Erwin Riess, Die Presse, 07.10.17
"Das stilistisch glänzende (und kongenial von Brigitte Hilzensauer übersetzte) Porträt der Lebensader, die Europa seit Jahrzehnten verbindet und prägt." Martin Staudinger, profil, 25.9.17
"Genau das macht das Buch so spannend und verdienstvoll, dass Thorpe die marginalisierten und wegen ihrer wirtschaftlichen Probleme oft verspotteten Menschen und Länder Südosteuropas in den Mittelpunkt rückt ... Weil der Autor sich nicht zu schade ist, mit vielen Menschen dort zu reden, lernt man sehr viel über deren Lebensweise, deren Träume und Probleme." Hans Gasser, Süddeutsche Zeitung, 28.11.17
"Der Strom fließt durch 'eine Region multipler Identitäten', die in Nick Thorpes farbenprächtiger Prosa ganz nah rückt - nicht so romantisch verklärt, sondern mit Ecken und Schrunden, historischen Wunden und neuen Verletzungen. Es ist ein Buch, das stauen lässt und in dem hinter jeder Donaubiegung etwas Neues wartet - etwas, das alte Vorstellungenplötzlich in neuem Licht erscheinen lässt." Irene Binak, MDR Kultur, 22.11.17
"In seiner Flussmonografie erzählt der englische Osteuropa-Korrespondent Nick Thorpe von den Lebensverhältnissen und Traditionen des Donauraums - materialreich und gut recherchiert." Erwin Riess, Die Presse, 07.10.17
"Das stilistisch glänzende (und kongenial von Brigitte Hilzensauer übersetzte) Porträt der Lebensader, die Europa seit Jahrzehnten verbindet und prägt." Martin Staudinger, profil, 25.9.17