Eigentlich ist Science-Fiction nicht mein Genre. Und wenn ich doch zu einem Roman aus diesem Bereich greife, sollte er, zumindest im weitesten Sinn, einen Bezug zur Realität haben. „Die drei Sonnen“, Auftaktband der Trilogie des chinesischen Autors Liu Cixin, weckte mein Interesse, zum einen. weil
er auf der Leseliste Barack Obamas stand und ich mich hin und wieder gerne literarischen…mehrEigentlich ist Science-Fiction nicht mein Genre. Und wenn ich doch zu einem Roman aus diesem Bereich greife, sollte er, zumindest im weitesten Sinn, einen Bezug zur Realität haben. „Die drei Sonnen“, Auftaktband der Trilogie des chinesischen Autors Liu Cixin, weckte mein Interesse, zum einen. weil er auf der Leseliste Barack Obamas stand und ich mich hin und wieder gerne literarischen Herausforderungen aus dem naturwissenschaftlichen Bereich stelle (zuletzt Marc Elsbergs „Helix – Sie werden uns ersetzen“), zum anderen weil dieser Roman mit zahlreichen, renommierten Preisen ausgezeichnet wurde.
„Die drei Sonnen“ – worum geht es? China, Ende der sechziger Jahre, die Zeit der Kulturrevolution. Terror überzieht das Land, Intellektuelle werden öffentlich an den Pranger gestellt und im günstigsten Fall „nur“ bestraft, aber wenn sie an ihren Lehren festhalten, kann sie das auch ihr Leben kosten. Die Astrophysikerin Ye Wenije sieht mit an, wie ihr Vater zu Tode geprügelt wird und muss diverse Umerziehungsmaßnahmen über sich ergehen lassen, ehe sie dem streng geheimen militärischen Forschungsprojekt „Rotes Ufer“ zugeteilt wird. Endlos lange Nächte wird sie Signale ins All schicken und darauf warten, dass außerirdische Lebewesen antworten. Bis sie ein Signal empfängt…
Obwohl Cixin Liu in diversen Interviews nachdrücklich betont hat, dass die Thematik seiner Trilogie kein politisches Statement ist, liegt die Vermutung dennoch nahe, auch wenn diese Kritik sich gekonnt hinter den naturwissenschaftlichen Theorien versteckt. Er verbindet Wissenschaft und Historie und verarbeitet diese Themen dermaßen interessant in einem komplexen, intelligenten Plot, dass dieser spannender als mancher Kriminalroman daherkommt. Astrophysik, Gaming, Chaostheorie, Kosmologie und Quantentheorie lesbar verpackt, ein Handlungsort, der für die westlichen Leser eher ungewohnt ist, ungewöhnliche Protagonisten. Das alles hat Cixin Liu zu einem faszinierenden Science-Fiction Roman verwoben, der die Grenzen des Genres weit übertrifft.
Der zweite Band der Trilogie erscheint bei Heyne unter dem Titel „Der dunkle Wald“ im Juni 2017. Ich freue mich darauf!