Rollenspiel gleitet in die Realität
Esme, zwölfjährige Halbkoreanierin, fühlt sich aufgrund ihrer Körpergröße etwas unsicher und hin und wieder zurück gesetzt. Dabei beweist sie auf ganz andere Weise ihre wahre Größe und insofern ist das schon wieder ein gelungener Pädagogischer Kniff, das
irgendwie normale, dann aber frech-verwegene Mädchen zu stärken. Oft geht sie etwas zu forsch an die sich…mehrRollenspiel gleitet in die Realität
Esme, zwölfjährige Halbkoreanierin, fühlt sich aufgrund ihrer Körpergröße etwas unsicher und hin und wieder zurück gesetzt. Dabei beweist sie auf ganz andere Weise ihre wahre Größe und insofern ist das schon wieder ein gelungener Pädagogischer Kniff, das irgendwie normale, dann aber frech-verwegene Mädchen zu stärken. Oft geht sie etwas zu forsch an die sich selbst gestellten Aufgaben, wie im Gespräch über ihren – nach Ansicht des Schuldirektors unpassenden – Schülerzeitungsbeitrag. Mutig, ein wenig pfiffig gelingt es ihr, ihre so geliebte Tätigkeit für das Journal fortführen zu dürfen.
Schon bald jedoch wird sie Zeugin eines vermeintlich ungesetzlichen Vorgangs und schon ist sie mittendrin in „Ermittlungen“. Die Erkenntnis, dass es sich um Vorgänge rund um ein Rollenspiel einer kleinen Gruppe handelt, ändert nichts daran, dass dieses Spiel den Beteiligten offensichtlich „aus dem Ruder“ läuft. Wie es sich für eine Abenteuergeschichte für Kinder gehört, schleicht sich Esme nachts aus dem Haus und ist gottfroh, dass ihr gleichaltriger und im gleichen Haus wie sie lebenden Cousin Igor gibt, der sie im Verlauf der spannenden Geschichte um Einbrüche, geheimnisvolle Treffpunkte oder Zettel und nicht zuletzt einer unglaublichen Kindesentführung unterstützt, wenngleich das seinem Charakter durchaus zu widerstreben scheint. Irgendwie tut er doch alles für seine kleine, aber schlaue Cousine. So ergänzen sich die beiden Typen ausgesprochen gut, regulieren sich auf angenehme Weise gegenseitig.
Etwas aufgesetzt – fast störend – ist die etwas flache innere Verbindung zwischen Esme und ihrer verstorbenen Mutter, die plötzlich zu ihr spricht. Dieses kurze Aufblitzen emotionaler Zerbrechlichkeit ergänzt zwar die Charakterbeschreibung der Protagonistin, hätte aber sicher etwas besser gelöst werden können. Auch die manchmal gestelzte Sprache Esmes wirkt untypisch.
Trotzdem gehört dieses Buch zu den Jugendbüchern, die altersgemäß ansprechen und Qualität liefern. Man freut sich schon auf Band 2 der hoffentlich mit noch weiteren Bänden ergänzt wird. Es ist mal keine Internatsgeschichte, die Mädchen und Jungen in den Bann ziehen wird. Vielmehr geht es um die wahre freundschaftliche Verbindung zwischen dem schlauen und agilen Mädchen Esmeralda - kurz und lieber Esme genannt - und dem etwas zurückhaltenden, dafür aber Computeraffinen Igor, welche darauf gründend miteinander abenteuerliche und aufregende Erlebnisse gemeinsam erleben und bestehen. 4 von 5 Sternen
(c) 10/2013, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.