Mit Hermann Graf Keyserling war Mann bereits auf verschiedene Weise in Kontakt gekommen, so hatte er sich beispielsweise 1920 unter dem Titel >Klärungen< in einem offenen Brief an den baltischen Privatphilosophen gewandt. Keyserling, dessen Familie nach dem Ersten Weltkrieg enteignet worden war, vertrat recht konservative Ansichten und insbesondere in den Jahren 1918/19 hatte Mann sich darin noch teilweise wiedergefunden. Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht die Homosexualität, ein Thema, das für Mann, wie wir heute wissen, von besonderer Bedeutung war. Hier äußert er gar: »Die Ehe also - ein Problem. Problematisch geworden in der Zeit, wie alles.« Allgemein wurde in jenen Jahren die Theorie der sogenannten »Männerbünde« als eines zweiten Gesellschaftsprinzips neben der traditionellen Familie in intellektuellen Kreises durchaus ernsthaft diskutiert. Der Text entstand als Beitrag zu einem von Keyserling herausgegebenen Werk, >Das Ehe-Buch. Eine neue Sinngebung im Zusammenklang der Stimmen führender Zeitgenossen< (1925). Er wurde außerdem in gekürzter Form in Zeitungen abgedruckt und in Werkausgaben aufgenommen.
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