Studienarbeit aus dem Jahr 2022 im Fachbereich Theologie - Historische Theologie, Kirchengeschichte, Note: 2,7, Technische Universität Dresden (Institut für evangelische Theologie), Veranstaltung: Wittenberger Unruhen, Sprache: Deutsch, Abstract: Wenn man heute das Worte "Reformation" hört, hat man Bilder von einem sich rasant verändernden Wittenberg, dem mutmaßlichen Thesenanschlag Martin Luthers, der Wartburg und, zumindest ich, aus heutiger Sicht eher argwöhnisch dreinschauende Haupthaarrasuren im Kopf. Kaum jemand denkt jedoch an die Liebe. Dass jedoch gerade diese, ja, auch abseits Luthers, eine entscheidende Rolle in und für die Reformation gespielt hat, beziehungsweise sie eine der wichtigsten Pfeiler für die kulturelle, religiöse und chirstlich-administrative Gezeitenwende im frühen 16. Jahrhundert und fortan darstellt, ist für die wenigsten Menschen von Anfang an ersichtlich. Die Namen Luther und Menius bestückten die Epoche zunächst in literarischer Form mit neuen Erkenntnissen in Bezug auf die Ehe, ihrer Bedeutung und wie diese gesamtgesellschaftlich betrachtet wurde bzw. werden sollte. Das klösterlich-asketische und damit zölibatäre Leben, wie es Luther einst hegte, wurde nicht länger wie bis dahin als ein höherwertigerer Lebensstil gegenüber dem Eheleben, welches vorher als geradezu säkular von Geistlichen, anfangs auch von Luther, wahrgenommen wurde, verstanden. Im Gegenteil: Einerseits benannte Luther den Lebensstil Verheirateter im Mai 1519 als einen "großen, einen seligen Stand", andererseits fügte Justus Menius, ein ständiger Wegbegleiter in der Sache Luthers, in "Oeconomia Christiana" 1529 hinzu, die Ehe und ganz besonders die Kindererziehung sei aus christlicher und damit für die damalige Zeit geradezu gesellschaftlicher Perspektive geboten.