Examensarbeit aus dem Jahr 2021 im Fachbereich Politik - Thema: Internationale Beziehungen, Note: 1.0, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Arbeit befasst sich mit einem genauso "klassischen" wie "großen" Thema der IB-Theoriediskussion – den Wurzeln der (modernen) "realistischen" Theorie der Internationalen Beziehungen. Sebastian Grünberg will zwei gekoppelte Fragen beantworten: Einerseits, inwieweit das Menschenbild von Morgenthau sich im Laufe seines Lebens verändert hat und welche Gründe gegebenenfalls dafür verantwortlich waren. Andererseits aber auch die damit zusammenhängende Frage, inwieweit bezüglich der beiden "Realismen" der erwiesenermaßen in einem sehr engen Austausch stehenden Realisten Morgenthau und Niebuhr von einem "einheitlichen Menschenbild" gesprochen werden kann. Der Aufbau der Arbeit folgt einer klaren Systematik. Nach einer kurzen Einleitung, in der die Relevanz des Themas überzeugend dargelegt wird, widmet sich das zweite Kapitel dem Leben und einer überblicksartigen Einschätzung Morgenthaus in der Fachliteratur. Kapitel 3 zeichnet detailliert die Entwicklung des Morgenthau’schen Menschenbildes mit Blick auf seine Schriften wie auch die Fachdiskussion nach bevor Kapitel 4 zunächst die Quintessenz des Morgenthau’schen Menschenbilds destilliert und sodann die vermutete „Einheitlichkeit“ des Menschenbildes von Morgenthau und Niebuhr analysiert. Das 5. Kapitel fasst die Ergebnisse zusammen. Die detaillierte Auseinandersetzung mit Morgenthaus Schriften wie auch der Fachliteratur führt u.a. zu dem überzeugenden Ergebnis, dass sich Morgenthaus Menschenbild nicht nur aus einer reichen und umfangreichen Tradition speist und er sich diese Tradition eigenständig angeeignet hat, d.h. in diesem Sinne vergleichsweise konsistent gewachsen und trotz einer Janusköpfigkeit seines Menschenbildes durch starke Kontinuitätslinien geprägt war, die Übersetzung dieses Menschenbildes in die Analyse (konkreter) Außen- und internationaler Politik aber auch spezifischen Wandlungsprozessen unterworfen war (wie etwa im Blick auf den dramatischen Wandel und die historisch einzigartigen Vernichtungsausmaße des nuklearen Zeitalters). Die Untersuchung zum zweiten Teil der Fragestellung fällt weniger detailliert aus, ist allerdings nicht weniger solide abgestützt: dass nämlich trotz unterschiedlicher anthropologischer Konzeptionen beide als allseitige Warner im Hinblick auf die Janusköpfigkeit der menschlichen Natur auftreten und in der „Wiedererrichtung einer auf transzendentalen Werten beruhenden normativen Ordnung ("Wiederverzauberung der Welt") einen angemessenen Lösungsweg sehen.