Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: keine, Europa-Universität Flensburg (ehem. Universität Flensburg) (Germanistik), Veranstaltung: Literaturseminar, Sprache: Deutsch, Abstract: Warum lesen wir eigentlich Bücher, die in Ihrem Schwerpunkt den Tod thematisieren? Warum, wo sie doch eine Aussichtslosigkeit unseres Daseins ansprechen, die verbunden mit Schmerz und Trauer in unserem Bewusstsein steht? Mir begegnete kürzlich eine Buchhändlerin, die sich vehement dagegen wehrte, ein Exemplar wie das der Autorin Karen-Susan Fessel zu lesen. Sie habe selber Kinder und sei froh, alle gesund und munter zu wissen. Mir persönlich ist der Tod nicht fremd- kurz vor der Geburt meines eigenen Sohnes verstarb mein halbjähriger Neffe aus unerklärlichen Gründen. So reichten sich mir in einer kleinen Kirche in Hessen damals Tod und Leben buchstäblich die Hand. Der Pastor übergab meinem Bruder damals liebevoll ein Kinderbuch über den Tod eines kleinen Jungen. Mein Bruder- wie auch der Rest unserer Familie- konnte damals nicht dieses Werk lesen, das uns Hilfestellung auf der Suche nach dem „Warum“ gegeben hätte. Um auf meine Buchhändlerin zurück zu kommen: Sie hält die Angst vor der Konfrontation mit der nackten Wahrheit ab, ein Buch über den Tod zu lesen. Schließlich steht bei Karen-Susan Fessel in: „Ein Stern namens Mama“ die Verinnerlichung des Todes und der daraus resultierende Schmerz mutmaßlich im Vordergrund. Der Leser lässt sich hier bewusst mit dem Phänomen des „Zurückgelassen-werden“ ein. Er denkt, noch ehe er das Buch gelesen hat, es wird hier keinen anderen Ausweg aus dem Werk als den zum Tod geben. Es wird kein „Happyend“ geben. Es wird nach Beendigung des Werkes für diesen Leser ein Loch entstehen. Diese Gedanken werden meiner Buchhändlerin in den Sinn gekommen sein. Und was kam meiner Familie in den Sinn? Sie wollte nicht von dem Schmerz abgelenkt werden. Sie wollte ihn ausleben, ihn in sich aufnehmen. Und wenn die Zeit gekommen ist, dann blickt meine Familie auf den Schmerz zurück wie ein Buch, das man zuklappt und dessen Einband einen daran erinnert, was der Inhalt einst besagte. Wer liest dann Bücher über den Tod, wenn es nicht der Lesefreund auf der Suche nach Unterhaltungsliteratur ist. Und wenn es auch nicht der Trauernde auf der Suche nach Trost ist?