Das Land des Lächelns. Das Land des Verschweigens.
Der Roman beginnt mit den Vorbereitungen für einen Mord. Der Protagonist Tom wirft noch einmal mit Sunil verfeinerte Wäsche in die Maschine, bestellt sich Pizza und Bier und packt ein Geschenk ein.
Die letzte Etappe seines Lebenswegs, eines
Lebens auf emotionaler Sparflamme, bevor er sich im Mai 1998 selbst mordete. Für ihn galt nicht: die…mehrDas Land des Lächelns. Das Land des Verschweigens.
Der Roman beginnt mit den Vorbereitungen für einen Mord. Der Protagonist Tom wirft noch einmal mit Sunil verfeinerte Wäsche in die Maschine, bestellt sich Pizza und Bier und packt ein Geschenk ein.
Die letzte Etappe seines Lebenswegs, eines Lebens auf emotionaler Sparflamme, bevor er sich im Mai 1998 selbst mordete. Für ihn galt nicht: die Hoffnung stirbt zuletzt. Er hatte keine Hoffnung mehr 40 Jahre nach seiner Geburt.
Der Autor beschreibt das Leben der Brüder Tom und Sören. Mal in der 1., mal in der 3. Person. Meist in ziemlich schnoddrigem Ton, mit versteckter Sensibilität.
Tom und der etwas ältere Sören sind zwei ungleiche Brüder, aufgewachsen mit einer schönen Mutter und einem alkoholkranken Vater mit SS-Vergangenheit. Andere Männer folgten: der Holländer, ein libidinöser Schlagzeuger, der Schläger Hans. Mutter, Oma und die 2 Brüder leben in einer Vorstadt von Hamburg. Die Mutter arbeitete bei der Post, wo auch Tom landete. Sein Bruder Sören machte Karriere als Redakteur, war bei den Frauen beliebt. Während Tom 12 Jahre mit der Puppenbastlerin Tanja zusammenlebte, ohne sie je penetriert zu haben. Erst mit 33 Jahren verlor er seine Jungfernschaft.
Über die Freundin seines Bruders lernte er Eva kennen. Sie verliebte sich in Tom und er in sie: er war besoffen von ihr. Für ihn war diese Liebe für die Ewigkeit, eine Zukunft ohne Eva: unvorstellbar. „Mit Eva hatte ich eine ganze Welt, eine neue Welt.“ Aber sie entfloh dieser Enge und dieser eifersüchtigen Inbesitznahme.
Immer wieder werden wie die Streusel eines Kuchens Namen, Begriffe, Orte und Song-, Buch- und Filmtitel der damaligen Populärkultur eingestreut. Und immer wieder Songs des bewunderten Rory Gallagher.
Toms nihilistisches Denkschema kreiste um „Lieber ein Nichts, bevor ich zum Mittelmäßigen aufsteige.“
Der Roman ist Zeitgeschichte und Spiegelbild der späten Nachkriegszeit, das Porträt einer gescheiterten Generation. Die Traumata der Älteren pflanzten sich unbemerkt fort, ummantelt von Schweigen.
Es ist eine Choreographie des Scheiterns, eine schleichende Tragödie, eine Sinfonie des Ennui, der Ausweglosigkeit und des Lebensüberdrusses, ohne Pathos und ohne Happy end. Ein mumifiziertes Leben ohne die heute so gepriesenen Selbstoptimierung.
Uwe Kopf gelingt es, in all dieser Tragik eines ungelebten Lebens, die Mitreisenden im Karussell, Lori, Rollo, Mads, Herr Börme, Herr Hirtz humorvoll und lebendig zu beschreiben. Sein Stil ist plastisch, lebendig und trifft realistisch den Jargon jener Zeit. Man gerät in den Sog, immer weiter zu lesen.
Und erst zum Schluss öffnet sich die Tür, die dem Leser Zugang zu Toms Trauma, zu seiner Lebensverweigerung öffnet. Ein Abschluss, mit dem zumindest ich nicht gerechnet habe. Ein Abschluss, der uns das Unaus-sprechliche einer verletzten Seele, die von tiefer Angst, Ekel und Leere erfüllt war, vorführt.
Uwe Kopf ist mit seinem einzigen Roman ,er verstarb im Jahre 2017, ein eindrucksvolles menschliches und zeitgeschichtliches Dokument gelungen.