Das Glück kann man im Kleinen finden
1931. Die Engländerin Martha liebt es, zu fotografieren. So kommt ihr das Angebot gerade recht, als Leiterin einer Pfadfindergruppe in Berlin einzuspringen, vor allem, da die dortige politische Lage Martha neugierig macht. Die Nazis übernehmen immer mehr Macht
und verändern mit ihren kruden Vorgaben das Leben der Deutschen. Voller Tatendrang macht sie sich von…mehrDas Glück kann man im Kleinen finden
1931. Die Engländerin Martha liebt es, zu fotografieren. So kommt ihr das Angebot gerade recht, als Leiterin einer Pfadfindergruppe in Berlin einzuspringen, vor allem, da die dortige politische Lage Martha neugierig macht. Die Nazis übernehmen immer mehr Macht und verändern mit ihren kruden Vorgaben das Leben der Deutschen. Voller Tatendrang macht sie sich von London auf den Weg nach Berlin, wo sie die deutsche Hausfrau Annegret kennenlernt, mit der sie die Kindergruppe im Grunewald betreuen soll. Die beiden Frauen verstehen sich auf Anhieb und schon bald verbindet sie ein Band der Freundschaft, wie es fester nicht sein kann. Während Martha ihren unabhängigen Lebensstil frönt, ist Annegret verheiratet und kann nicht glauben, dass ihr Ehemann sich den Nazis angeschlossen hat. Sie wohnen in einem Haus, wo auch einige jüdische Familien leben, deren Situation sich aufgrund der politischen Lage von Tag zu Tag verschlechtert. Nach dem Pfadfinderlager kehrt Martha nach London zurück, doch sie und Annegret halten weiterhin Kontakt. Als der Krieg ausbricht, ist Annegret mittendrin. Sie unterstützt ihre jüdischen Nachbarn, kümmert sich um deren Kinder und schafft einige von ihnen mit Marthas Hilfe sogar per Kindertransport nach England. Doch dann reißt die Verbindung zwischen Martha und Annegret ab…
Hanna Lucas alias Anja Saskia Beyer hat mit “Die Engel von Berlin“ einen sehr unterhaltsamen historischen Roman vorgelegt, der den Leser zurück in die dunkelste Zeit deutscher Geschichte katapultiert, um dort hautnah am Schicksal von Annegret und Martha teilzuhaben, aber auch mitzuerleben, wie grausam das Nazi-Regime damals gewütet hat. Der flüssige, bildgewaltige und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser in der Zeit zurückreisen, um abwechselnd an Annegrets und Marthas Seite zu stehen sowie ihre Gedanken- und Gefühlswelt kennenzulernen. Obwohl Martha und Annegret vom Charakter her völlig unterschiedlich sind, ergänzen sie sich auf wunderbare Weise. Beide müssen durch so manches tief, wobei vor allem Annegret aufgrund ihrer Hilfsbereitschaft so einiges erleiden muss. Die Autorin hat ihre Geschichte, die sich über den Zeitraum von 1931 bis 1945 erstreckt, plastisch mit dem nötigen recherchierten historischen Hintergrund versehen, so dass der Leser während der Lektüre nicht nur die Misshandlung der Juden durch die Nazis miterlebt, sondern auch die Demonstration von Frauen in der Rosenstraße, die Kindertransporte nach England oder die Deportation in ein Arbeitslager. Annegret muss die Hölle hautnah erleben, aber auch Martha bleibt in London nicht verschont, verliert durch die Bombenangriffe sogar ihren Vater. Bei all dem Grauen ist nicht nur die enge Freundschaft der beiden ein Lichtblick, sondern auch ihre Liebe zu dem jüdischen Mädchen Fanny, das erst im Pfadfinderlager in ihrer Obhut war und später ihr beider Leben bereichern sollte. Die Haupthandlung wurde von der Autorin in einen gegenwärtigen Rahmen eingepasst, den es aber nicht gebraucht hätte, da er zur Geschichte nichts beiträgt.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und inszeniert, glaubwürdige menschliche Eigenschaften lassen sie dem Leser sofort ans Herz wachsen, der sie gern auf ihrem Weg begleitet. Annegret ist eine herzensgute Frau, die zu Beginn noch unsicher wird, doch während der Geschichte immer mehr über sich hinauswächst. Sie ist hilfsbereit, uneigennützig und tatkräftig. Martha ist quirlig, impulsiv, offen und selbstsicher. Hans ist ein sympathischer, ehrlicher Kerl, der an den Folgen des Krieges fast zerbricht. Friedrich hat seine guten Seiten, schließt sich aber den Nazis an und wirkt oft wie ein Hasenfuß. Auch die übrigen Protagonisten wie die Mandels oder Marthas Schwester Joan nehmen wichtige Rollen in dieser durchweg spannenden und berührenden Geschichte ein.
“Die Engel von Berlin“ ist eine wunderbare Geschichte über Mut, Hoffnung und Vertrauen. Der Mix aus Familiengeschichte, Freundschaft, Liebe, aber auch Krieg und Tod